Reise-Tipp: Renchtal - Oberkirch - Grimmelshausen
In den Weinbergen heißt es: Wenn die Oexle stimmen – das gibt die
Prozente!
Eine Reise nach Oberkirch-Tiergarten im Renchtal
Oberkirch im Renchtal. In gut zwei Stunden und 45 Minuten ist
man, wenn alles frei, im Renchtal. Zugegeben der Weg durchs Ländle
kann lang erscheinen, wenn die Autobahn voll ist. Sie führt uns in
Richtung Augsburg, Ulm, Stuttgart, Baden-Baden und noch ein wenig weiter in
Richtung Basel. Auf dem Weg ins Renchtal dann über kleinere Straßen. Es geht durch Achern, Ulm – gemeint ist hier das bekannte „Bierdorf Ulm“
- Haslach und vorbei an Tiergarten mit der Ullenburg und weiter in
Richtung Oberkirch. - Die Ullenburg, welche sich in den Archivunterlagen von Oberkirch erstmals im Jahr 1070 erwäht findet, wurde übrigens bereits im späten 18. Jahrhundert abgebrochen, hier und da findet man noch Mauersteine in den Häusern der Umgebung. - Man bekommt auf der Strecke durch das Renchtal einen schönen
Einblick in die hiesige Landwirtschaft: Anfangs noch Maisfelder und weiße Kuhherden auf saftig-grünen Wiesen, ändert auch einmal eine Flut von
Obstbäumen den Gesamteindruck. Am Rand tauchen hier und da noch grüne Weinberge
auf. Romantisch umgrenzen sie das Tal um den Fluss Rench.
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Obstbäume bei Tiergarten, Oberkirch, Foto: Helga Waess |
Die Oexle stimmen – das gibt die
Prozente!
Man fährt durch die Dörfer mit ihren
alten, steinernen Weinbauernhäusern. Diese sind zumeist noch in sand- und rosafarben gehalten. Ab und zu finden sich noch jene romantischen Fachwerkhäuser, vor welchen nicht selten
Selbstbedienungstische der Obstbauern stehen, am Straßenrand. Äpfel, Birnen und
Himbeeren künden vom Frühherbst.
Der September neigt sich dem Ende
und die Weinlese ist schon fast Vergangenheit. Goldgelbe und rote
Trauben werden trotz des zu nassen Sommers, auch den 2021er Jahrgang
wieder zu einem hervorragenden Jahrgang machen. Die Oexle stimmen –
das gibt dann die Prozente! ... und Weinwanderer wissen die Winzerstuben zu schätzen!
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Weinreben - Blick auf Ringelbach, Foto: Helga Waess
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Die Weinstöcke stehen Spalier
Bei unserer Ankunft, es ist Abend
geworden. Die Weinstöcke stehen in langen Linien bergauf und ab
Spalier. Hier und da kreist ein Raubvogel mit langen Schwingen. Kleine nervöse Fledermäuse streiten um die fettesten Mücken. Ein Fuchs huscht in den Untergrund.
Der
Mond triumphiert bald über das Orange-rot der Sonne, die hinter den
Vogesen am Horizont versinken will. Gerade noch der 142 hohe Turm des
Straßburger Münsters verkündet im Gegenlicht einen Rest der fernen
Stadtkulisse, bevor alles in dunkle Nacht getaucht wird.
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Oben auf dem Weinberg - Blick in Richtung Strassburg und Vogesen, Foto: Helga Waess
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Beim Nachtspaziergang durch die
Rebstöcke ist es still
Wie ein Hoffnungsschimmer künden die
Sterne über der beleuchteten Ruine der Schauenburg den nächsten
Sonnentag an. Die die Ruine der Schauenburg war eine so genannten Spornburg und liegt am Hang hoch über Oberkirch-Gaisbach. Sie wurde ab 1070 von Herzog Berthold II. von Zähringen errichtet.
Beim Nachtspaziergang durch die Rebstöcke ist es
still. Allein der Wind bewegt die raschelnde Blätter der
Kastanienbäume, die den Weinberg nach oben bekrönen.
Man atmet unwillkürlich tief durch. Eine milde, „sehr
gute“ Luftqualität, wie das Mobilphone am Nachmittag verkündete, entspannt uns jetzt, nach der Fahrt in der Idylle.
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Rast in den Weinbergen an der Ullenburg Foto: Helga Waess
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Der Dichter Grimmelshausen lebte von
1649 bis 1668 in Oberkirch-Gaisbach
Der Sonnenaufgang über dem Renchtal, das nach dem sich heimelig durch das Grün schlängelnden Fluss Rench benannt ist, begeistert jeden Weinbergwanderer.
Dort, in Oberkirch, wo Grimmelshausen
im Jahr 1669 seinen „Simplicissimus“ verfasste. J. J. Christoph
von Grimmelshausen war einer der bekanntesten Dichter der Barockzeit.
Hier, wo Grimmelshausen als Vogt und Gastwirt seine Spuren
hinterließ, erinnern viele Ecken an die spannende Geschichte jener
Zeit.
Die Stadt Oberkirch stand übrigens von 1303 bis
1803 unter der Herrschaft des Bischofs von Straßburg.
Im alten
Rathaus, das Gleichsam als Grimmelshausen- und Heimatmuseum dient,
wird unter anderem eine Erstausgabe des Romans „Der
Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch“ (sic!) aus gestellt. Der Dichter
Grimmelshausen lebte von 1649 bis 1668 in Oberkirch-Gaisbach - wo man bis heute in seinem Wirtshaus mit guter Speise und heimischen Trauben-Trank verwöhnt wird.
copyright: Text und Fotos, Dr. Helga Waess (3145 Zeichen)