Neues UNESCO-Welterbe: Hamburger Speicherstadt und
Kontorhausviertel
Ein Logistik- und Handelszentrum zwischen Historismus und Moderne
Hamburg, 5. Juli 2015. Die Deutsche
UNESCO-Kommission e. V. hat heute bekanntgegeben, dass die
Hamburger Speicherstadt und das Kontorhausviertel mit Chilehaus in
die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen wurde. Es gibt ab
heute also 40 UNESCO_Welterbestätten in Deutschland.
Die Speicherstadt, so
betonte das Komitee symbolisiere "auf einzigartige Weise die
Folgen des rasanten internationalen Handelswachstums im späten 19.
und frühen 20. Jahrhundert".
Text: Helga Waess
Logistik-Denkmal und Juwel des deutschen Backstein- und Klinker-Expressionismus
Auf die Anerkennung der Speicherstadt und des Konturhausviertels als Unesco-Welterbe hat Hamburg lange warten müssen.
- Die Bewerbung um die Aufnahme in die Welterbe-Liste bei der Unesco stand seit 1999 auf dem Plan. Zunächst wollte man allein das Chilehaus anerkennen lassen, acht Jahre darauf erweiterte die Freie Hansestadt die Bewerbung um die Speicherstadt und das Konturhausviertel.
- Im Jahr 2014 wurde der Antrag erneut beim UNESCO-Welterbekomitee zur Prüfung eingereicht.
- Am 5. Juli 2015 dann die erlösende Nachricht: Speicherstadt und Konturhausviertel sind UNESCO-Welterbe.
Die Hamburger Speicherstadt steht seit 1991 offiziell unter Denkmalschutz
In den vergangen Jahren hat Hamburg
gezeigt, dass es sein architektonisches Erbe pflegt und den
Ensemble-Schutz sehr ernst nimmt. Das Speicherstadt-Areal hat eine Gesamtfläche von 26
Hektar (= 260.000 Quadratmeter) und besteht aus insgesamt 15 Speicherblöcken (einst 17 Blöcke), die eine
Lagerfläche von 300.000 Quadratmetern aufweisen.
Die Hamburger Speicherstadt
Sie ist ein Bindeglied zwischen der
neuen Hafencity und der berühmten Hamburger Altstadt.
1888 wurde das
Speicherstadtareal von Kaiser Wilhelm II. eingeweiht. Das Backstein-
und Klinkerhäusermeer rahmt seit 1885 (Baubeginn) die Ufer der Elbe und
Elb-Kanälchen – die so genannten Fleete. Die Speicherstadt ist ein Juwel der
Backsteinarchitektur. Maritime Industriearchitektur die einmalig ist auf der Welt.
Stolz titelt
die Kulturbehörde der Freien Hansestadt Hamburg
„Hamburgs erstes
Weltkulturerbe“
Das Weltkulturerbe Speicherstadt und
Kontorhausviertel
Das Welterbe-Ensemble besteht aus
- 15 von ursprünglich 17 Lagerhäusern in der Backsteingotik des Historismus (Hannoversche Schule, man denke an das Anzeigehochhaus)
- mit eigenem Speicherstadt-Rathaus und
- dem Kontorhausviertel (ein
Mietbürohausviertel), einem funktionalen Bürohauskomplex in der
Architektur der Moderne.
Erbaut wurde die gesamte Speicherstadt auf 3,5 Millionen Eichenpfählen, die bis zu 12 Meter tief
auf einer Inselgruppe in der Elbe verankert sind. Die ehemaligen
Inseln liegen südlich der Altstadt. Das waren einst die Inseln Kehrwieder
und Wandrahm.
„Ikone des Klinkerexpressionismus“ - Das Chilehaus
Das Chilehaus, dessen Giebel der Architekt Fritz
Höger die Form eines Schiffsbugs gab, steht seit 1983 unter
Denkmalschutz. Hierzu noch ein paar Zahlen: insgesamt wurden in
dieser „Ikone des Klinkerexpressionismus“ 4,8 Millionen rote
Backsteine/Klinker verbaut.
„Gebaut von echten Hanseaten. Geadelt von der Unesco“
Die Gebäude der Speicherstadt mit Kontorhausviertel
Seit je her sind die Gebäude der
Speicherstadt mit Kontorhausviertel für Hamburg-Touristen ein MUSS. Und in der Tat die
- Speicher am Kehrwiederfleet,
- den Meßberghof,
- das
kleine Fleetschlösschen,
- das Chilehaus (Fritz Höger, erbaut
1922-24) mit seinem chrakterischen Schiffsbug-Giebel,
- den Mohlenhof
(erbaut 1927/28) oder
- den Sprinkenhof in der Burchardstraße
vergisst
man nicht so schnell.
Eine beeindruckende Ensemble-Architektur der
frühen Industrialisierung samt internationalem Warenhandelsplatz in
Deutschland.
Eine Chronik der Speicherstadt nach Jahreszahlen findet sich im WWW
Ein ausgeklügeltes Logistikzentrum des
Warenumschlagplatzes Hamburg
Mit ihren Speichern, Kanälen, Brücken
und einem verbindenden Straßennetzwerk waren Lagerorte und
Bürohäuser für den direkten Warenumschlag und Weitertransport
optimal miteinander verknüpft. Die modernen Bürohauskompexe aus den
1930er und 40er Jahren haben heute, so die Unesco-Komission, „einen
außergewöhnlichen universellen Wert“.
Die Staatsministerin im Auswärtigen
Amt und Vorsitzende des UNESCO-Welterbekomitees Prof. Dr. Maria Böhmer gratuliert den
Hamburgern zu „diesem wunderbaren Erfolg“. Das Engagement der
Stadt für den Erhalt ihres einzigartigen architektonischen und
kulturellen Erbes hat mit der Aufnahme in die Welterbe-Liste der
Unesco „heute internationale Anerkennung“ bekommen.
Die UNESCO-Welterbe-Liste
Es ist schon eine stattliche Liste, die
das UNESCO-Welterbe-Komitee führt. Sie enthält Orte wie die Machu
Picchu, das Tadsch Mahal oder die Ägyptischen Pyramiden. Auf diese
Liste zu kommen ist nicht einfach, denn das Komitee, dem 21 Staaten
aus allen Kontinenten angehören, setzt sehr strenge Maßstäbe an.
"UNESCO-Welterbestätten Deutschland e. V."
Für die Welterbestätten in
Deutschland wurde im Jahr 2001 ein Verein gegründet. Der Sitz des
"UNESCO-Welterbestätten Deutschland e. V." ist
Quedlinburg im Harz. Hier arbeiten die Welterbe-Stätten
zusammen mit den jeweiligen touristischen Organisationen, um die
Bekanntheit der Welterbe-Orte zu steigern und den Tourismus an diese
einzigartigen Monumenten der Menschheitsgeschichte zu fördern.
Und die Anschrift:
UNESCO-Welterbestätten
Deutschland e.V.
Kornmarkt 6
06484 Quedlinburg
DHW - hier der Link Homepage der Autorin