Ausstellungstipp – Yoko Ono im
Kunsthaus Zürich
„War is over! If you want it!“
plakatierten Yoko Ono und John Lennon 1969 - Eine Retrospektive für Yoko Ono, die in Zürich jetzt startet, wurde mit der Künstlerin zusammen kuratiert!
Ausstellung vom 04. März bis zum
29. Mai 2022 im Kunsthaus Zürich
Zürich. Unter dem Titel „Yoko Ono.
This room moves at the same speed as the clouds“ zeigt das
Kunsthaus Zürich vom 4. März an eine Retrospektive der bekannten Fluxus-Künstlerin, die vielen am Ende der 1960er Jahre erst als Ehefrau von John Lenon ein Begriff wurde.
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Platzhalter in Gelb und Blau, den Farben der freien Ukraine - Cover Kunst-Kultur-Blog, Foto: Helga Waess |
Im Jahr 1969 plakatierten Yoko Ono und
John Lennon in einer Posteraktion die Aufforderung:
War is over!
If you want it.
Love and Peace from
John & Yoko
Dieser eindringliche Appell in
schwarzen Lettern auf weißem Grund, hat in diesen Tagen, in welchen
Russland die Urkraine mit Krieg überzieht und friedliebende Menschen
tötet, verletzt und aus ihrer Heimat vertreibt, mehr
Symbolcharakter, denn je!
„Alles was wir sagen ist: Gebt dem
Frieden eine Chance“ - John Lennon, 1969
John Lennon (John Winston Ono Lennon,
(1940 in Liverpool – erschossen 8. Dezember 1980 in New York) hatte
am 20. März 1969 die japanische Künstlerin Yoko Ono (geb. 1933 in
Tokio) in Gibralta geheiratet. Der „Beatle“ und die Künstlerin
widmeten ihre Flitterwochen dem Frieden. In einer großen „Kampagne
für den Frieden“ luden sie in dieser Zeit Pressevertreter in ihr
Hotelzimmer in Amsterdam ein. Die Bilder gingen um die Welt und
lösten bei der Bevölkerung die widersprüchlichsten Gefühle aus.
Man zeigte sich damals nicht öffentlich im Bett!
Ein Reporter wollte mehr über diese
„Bett-Performance“, dieses „Bet-In“ wissen
.... und vor allem: was
das solle. John Lennon antwortete mit dem legendären Satz „Alles
was wir sagen ist: Gebt dem Frieden eine Chance“. Daraus
entwickelte John den unvergessenen Song, der zur Hymne der
Friedensbewegung wurde. Damit war der berühmte Song geboren, für den
McCartney und Lennon am Anfang noch gemeinsam die Urheberrechte
hatten, später lagen diese bei John Lennon allein.
Vorgestellt wurde der Song "All we
are saying is: give peace a chance" von Yoko und John in einem
weiteren unvergessenen „Bed-In“ im Queen Elizabeth Hotel
in Montreal am 1. Juni 1969
Bei der Aufnahme, die damals noch ganz
ohne Videoproduzenten aufgenommen wurde, befinden sich John mit
Gitarre neben seiner Frau Yoko Ono in weißen Bett-Tüchern während
Allen Ginsberg, Derek Taylor, Timothy Leary, Petula Clark und die
Mitglieder eines kanadischen Radha-Krishna-Tempels durch das
Hotelzimmer tanzen.
Wer sich mit Performance-Kunst auskennt, weiß,
das Yoko Ono hier vermutlich das Drehbuch geschrieben hatte. Sie
hatte die Wirkung im Blick und traf die Zuseher an den
TV-Bildschirmen im inneren ihrer Gefühlswelt. Das Massenmedium
Fernsehn hatte es möglich gemacht, den Song "All we are saying
is: give peace a chance" mit dem Aufruf zum Frieden auch in die
private Welt der Weltbevölkerung zu verbreiten. Magazine und
Zeitungen stürzten sich auf diese ungeheuerliche Aufführung im Bett
und sorgten für weitere Verbreitung.
Das Plakat „War is over! If you
want it!“ und viele Artefakte der Performance-Künstlerin Yoko Ono
bilden das Herz der Ausstellung in der Kunsthalle in Zürich
In den 60er Jahren war Yoko mehr und
mehr zur Friedensaktivistin geworden. Viele ihrer Performances waren
dem großen Thema „Frieden“ gewidmet. In der Züricher
Ausstellung werden viele Aktionen mit Kultstatus wieder aufgeführt,
rekonstruiert oder als Artefakte ausgestellt.
Der Titel der Ausstellung THIS ROOM
MOVES AT THE SAME SPEED AS THE CLOUDS“ lässt vieles erahnen
„Dieser Raum bewegt sich mit der
gleichen Geschwindigkeit wie die Wolken“. Er mutet spielerisch an
und lässt doch die Zeit vorbeirauschen. Materielles und Erdachtes
werden mit einander in Bezug gesetzt.
Da sitzt die Künstlerin an deinem
Tisch mit einem Scherbenhaufen weißen Porzellans. Alles ist
zerstört, kaputt, zerbrochen und scheinbar verloren. Aber sie gibt
nicht auf und versucht die Wunden zu heilen. Sie setzt die Teile
zusammen und umwickelt diese mit einem reinen, weißen Geschenkband.
Der Zuschauer, der Teilnehmer der Performance ahnt, dass das nicht
für ewig hält. „Kaput“ ist in diesem Fall „kaput“. Der
Titel des Werkes „Mend Piece“ von 1966.
Auf einem Glastisch wird ein
Baseball-Schläger präsentiert
Er ist alt. Die
rötliche Farbe ist abgeplatzt. Sie erinnert im Zusammenhang mit dem
angebrochenem Schläger an Gewalt. Titel aus Yoko Onos „Family
Album“ ist „Blood Objects“. Das Objekt ist aus dem Jahr 1993.
„Yoko Ono. Sky Piece to Jesus Christ“
aus dem Jahr 1965 wurde in einer Performance namens „Half-a-wind
show“ in einer Retrospektive im Louisiana Museum of Modern Art im
Jahr 2013 wieder aufgeführt
Ein Orchester, wir sehen
Oboen-SpielerInnen und Klarinetten-SpielerInnen. Das Konzert hat
begonnen, die Gesichtszüge oder vielmehr, das was wir davon sehen,
künden davon, dass die Instrumente gerade gespielt werden. Während
dessen erscheinen hinter den MusikerInnen Personen mit
Verbandsmaterial, sie verbidnen und um wickeln Instrumente und
MusikerInnen – ihre Augen, ihre Instrumente und einfach alles.
Eine Performance wird immer von
ihrer Umgebung bestimmt
… das heißt nicht nur vom aktuellen
Raum, sondern auch von den Anwesenden Personen und der Stimmung, die
die Gruppe auf die Künstlerin projiziert. Von den frühen 70er
Jahren an bezeichnete der Begriff "Performance"
ursprünglich eine Kunstrichtung der bildenden Kunst, bei der die
Akzente auf Aktion, prozessorientierte Arbeitsvorgänge und einem
einmaligen, unwiederholbaren Ereignischarakter der Aufführung lag.
Die Ursprünge dieser Strömung reichen
freilich viel weiter zurück: bis zur Avantgardebewegung der 20er
Jahre, in der DADA, Futurismus und Surrealismus das Kunstschaffen
bestimmte. Ursprünge würden wir wohl auch in der "Commedia
dell'Arte" des 16. Jahrhunderts finden.
Als in den 70er Jahren Künstler
ihre Aktionen „Performances“ nannten, wollten sie sich von
traditionellen Vorgaben und Konventionen der Kunst befreien
Seitdem sind Performances zum Inbegriff
künstlerischen Handelns und Strebens nach Selbständigkeit geworden.
Geist und Sinn dieses Begriffs haben viele Bereiche des Lebens
durchdrungen, und ebenso die ungebrochene Anziehungskraft zeigt, dass
Performancekunst so etwas wie ein Joker in vielerlei Spielen ist.
Eine Performance arbeitet mit dem
Moment und lebt durch das Erleben. Aber das Ende dieser Performance
heißt nicht, das sie dadurch nicht mehr existiert. Bei den Besuchern
des Events wurden Gefühle erzeugt und verteilt – wie im richtigen
Leben – sie mussten sich damit abfinden …. Oder auch nicht!
Das Flüchtige der Performance wird
im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit zum Werkstück und
erhält dadurch eine neue Qualität
So entstanden aus den Performances von
Yoko Ono, die in ihren rudimentären Artefakten, dass heißt durch
Gegenstände, Fundstücke, Werkstücke, Fotos oder Filme weiter
existieren. Der englische Begriff „Performance“ bedeutet
ursprünglich „Vorstellung“ oder „Darstellung“ und die
Künstlerin schrieb hierfür das Drehbuch, sie ist der Autor des
Erlebten. Somit konnte Yoko Ono in dieser Züricher Retrospektive
sicherlich das eine oder andere Werk wieder aufleben lassen.
Gezeigt werde Yoko Onos Skulpturen,
Arbeiten auf Papier, Performances, Installationen und Filme. Aber
auch die Komponistin ist mit ihrer Musik zu hören. Mirjam Varadinis,
die Kuratorin der Ausstellung, hat zusammen mit Yoko Ono und ihrem
Kurator Jon Handricks die Ausstellung kuratiert.
Der Besucher darf sich auf ein Event
zwischen Lyrik, Konzeptkunst und Performance freuen!
Die Fantasie der Künstlerin verdichtet
Alltägliches und Erdachtes und lässt die Vielschichtigkeit und
Doppeldeutigkeit in den Köpfen der Besucher entstehen. Kunst
entsteht in unseren Köpfen. Lassen wir uns in Zürich auf Yoko Onos
Kunstweg ein.
Das fünfzigjährige Schaffen der
Künstlerin Yoko Ono reicht von der bildenden Kunst bis zur Social
Media-Inszenierung. Schön, dass diese erste große
Museums-Ausstellung der Künstlerin in der Schweiz gleich im
mittelgroßn Wechselausstellungssaal des Chipperfield-Baus
stattfindet, der ja im letzten Jahr erst eröffnet wurde.
Ein Programmheft bzw. ein Katalog zur
Ausstellung ist im Kunsthaus-Shop erhältlich und setzt sich mit den
Performances und allen zentralen Themen in Yoko Onos Schaffen
auseinander. Darin finden sich interessante Statements finden sich
von Autoren wie die Rock-Legende Patti Smith, RoseLee Goldberg,
Catherine Morris, Dorothee Richter, Fanny Wissler und Emma
McCormick-Goodheart.
Die Ausstellung hat diverse Förderer,
die wir an dieser Stelle gerne nennen möchten: Swiss Re – Partner
für zeitgenössische Kunst und Albers & Co AG. - (dies ist keine Anzeige)!
Kunstausstellung 4.3. – 29.5.2021 im Kunsthaus Zürich
YOKO ONO
THIS ROOM MOVES AT THE SAME SPEED AS
THE CLOUDS
Di, Fr–So 10–18 Uhr
Mi, Do 10–20 Uhr
Mo geschlossen
Sonderöffnungszeiten
Kunsthaus Zürich
Heimplatz
8001 Zürich
8653 Zeichen, H.W.