Mittwoch, 2. März 2022

Kunsthaus Zürich: Yoko Ono-Ausstellung

 Ausstellungstipp – Yoko Ono im Kunsthaus Zürich


War is over! If you want it!“ plakatierten Yoko Ono und John Lennon 1969 - Eine Retrospektive für Yoko Ono, die in Zürich jetzt startet, wurde mit der Künstlerin zusammen kuratiert!


Ausstellung vom 04. März bis zum 29. Mai 2022 im Kunsthaus Zürich


Zürich. Unter dem Titel „Yoko Ono. This room moves at the same speed as the clouds“ zeigt das Kunsthaus Zürich vom 4. März an eine Retrospektive der bekannten Fluxus-Künstlerin, die vielen am Ende der 1960er Jahre erst als Ehefrau von John Lenon ein Begriff wurde.


Platzhalter in Gelb und Blau, den Farben der freien Ukraine
- Cover Kunst-Kultur-Blog,
Foto: Helga Waess



Im Jahr 1969 plakatierten Yoko Ono und John Lennon in einer Posteraktion die Aufforderung:


War is over!
If you want it.

Love and Peace from John & Yoko


Dieser eindringliche Appell in schwarzen Lettern auf weißem Grund, hat in diesen Tagen, in welchen Russland die Urkraine mit Krieg überzieht und friedliebende Menschen tötet, verletzt und aus ihrer Heimat vertreibt, mehr Symbolcharakter, denn je!


Alles was wir sagen ist: Gebt dem Frieden eine Chance“ - John Lennon, 1969


John Lennon (John Winston Ono Lennon, (1940 in Liverpool – erschossen 8. Dezember 1980 in New York) hatte am 20. März 1969 die japanische Künstlerin Yoko Ono (geb. 1933 in Tokio) in Gibralta geheiratet. Der „Beatle“ und die Künstlerin widmeten ihre Flitterwochen dem Frieden. In einer großen „Kampagne für den Frieden“ luden sie in dieser Zeit Pressevertreter in ihr Hotelzimmer in Amsterdam ein. Die Bilder gingen um die Welt und lösten bei der Bevölkerung die widersprüchlichsten Gefühle aus. Man zeigte sich damals nicht öffentlich im Bett!


Ein Reporter wollte mehr über diese „Bett-Performance“, dieses „Bet-In“ wissen 


.... und vor allem: was das solle. John Lennon antwortete mit dem legendären Satz „Alles was wir sagen ist: Gebt dem Frieden eine Chance“. Daraus entwickelte John den unvergessenen Song, der zur Hymne der Friedensbewegung wurde. Damit war der berühmte Song geboren, für den McCartney und Lennon am Anfang noch gemeinsam die Urheberrechte hatten, später lagen diese bei John Lennon allein.


Vorgestellt wurde der Song "All we are saying is: give peace a chance" von Yoko und John in einem weiteren unvergessenen „Bed-In“ im Queen Elizabeth Hotel in Montreal am 1. Juni 1969

Bei der Aufnahme, die damals noch ganz ohne Videoproduzenten aufgenommen wurde, befinden sich John mit Gitarre neben seiner Frau Yoko Ono in weißen Bett-Tüchern während Allen Ginsberg, Derek Taylor, Timothy Leary, Petula Clark und die Mitglieder eines kanadischen Radha-Krishna-Tempels durch das Hotelzimmer tanzen. 

Wer sich mit Performance-Kunst auskennt, weiß, das Yoko Ono hier vermutlich das Drehbuch geschrieben hatte. Sie hatte die Wirkung im Blick und traf die Zuseher an den TV-Bildschirmen im inneren ihrer Gefühlswelt. Das Massenmedium Fernsehn hatte es möglich gemacht, den Song "All we are saying is: give peace a chance" mit dem Aufruf zum Frieden auch in die private Welt der Weltbevölkerung zu verbreiten. Magazine und Zeitungen stürzten sich auf diese ungeheuerliche Aufführung im Bett und sorgten für weitere Verbreitung.


Das Plakat „War is over! If you want it!“ und viele Artefakte der Performance-Künstlerin Yoko Ono bilden das Herz der Ausstellung in der Kunsthalle in Zürich


In den 60er Jahren war Yoko mehr und mehr zur Friedensaktivistin geworden. Viele ihrer Performances waren dem großen Thema „Frieden“ gewidmet. In der Züricher Ausstellung werden viele Aktionen mit Kultstatus wieder aufgeführt, rekonstruiert oder als Artefakte ausgestellt.


Der Titel der Ausstellung THIS ROOM MOVES AT THE SAME SPEED AS THE CLOUDS“ lässt vieles erahnen


„Dieser Raum bewegt sich mit der gleichen Geschwindigkeit wie die Wolken“. Er mutet spielerisch an und lässt doch die Zeit vorbeirauschen. Materielles und Erdachtes werden mit einander in Bezug gesetzt.


Da sitzt die Künstlerin an deinem Tisch mit einem Scherbenhaufen weißen Porzellans. Alles ist zerstört, kaputt, zerbrochen und scheinbar verloren. Aber sie gibt nicht auf und versucht die Wunden zu heilen. Sie setzt die Teile zusammen und umwickelt diese mit einem reinen, weißen Geschenkband. Der Zuschauer, der Teilnehmer der Performance ahnt, dass das nicht für ewig hält. „Kaput“ ist in diesem Fall „kaput“. Der Titel des Werkes „Mend Piece“ von 1966.


Auf einem Glastisch wird ein Baseball-Schläger präsentiert


Er ist alt. Die rötliche Farbe ist abgeplatzt. Sie erinnert im Zusammenhang mit dem angebrochenem Schläger an Gewalt. Titel aus Yoko Onos „Family Album“ ist „Blood Objects“. Das Objekt ist aus dem Jahr 1993.


„Yoko Ono. Sky Piece to Jesus Christ“ aus dem Jahr 1965 wurde in einer Performance namens „Half-a-wind show“ in einer Retrospektive im Louisiana Museum of Modern Art im Jahr 2013 wieder aufgeführt


Ein Orchester, wir sehen Oboen-SpielerInnen und Klarinetten-SpielerInnen. Das Konzert hat begonnen, die Gesichtszüge oder vielmehr, das was wir davon sehen, künden davon, dass die Instrumente gerade gespielt werden. Während dessen erscheinen hinter den MusikerInnen Personen mit Verbandsmaterial, sie verbidnen und um wickeln Instrumente und MusikerInnen – ihre Augen, ihre Instrumente und einfach alles.


Eine Performance wird immer von ihrer Umgebung bestimmt


… das heißt nicht nur vom aktuellen Raum, sondern auch von den Anwesenden Personen und der Stimmung, die die Gruppe auf die Künstlerin projiziert. Von den frühen 70er Jahren an bezeichnete der Begriff "Performance" ursprünglich eine Kunstrichtung der bildenden Kunst, bei der die Akzente auf Aktion, prozessorientierte Arbeitsvorgänge und einem einmaligen, unwiederholbaren Ereignischarakter der Aufführung lag.

Die Ursprünge dieser Strömung reichen freilich viel weiter zurück: bis zur Avantgardebewegung der 20er Jahre, in der DADA, Futurismus und Surrealismus das Kunstschaffen bestimmte. Ursprünge würden wir wohl auch in der "Commedia dell'Arte" des 16. Jahrhunderts finden.


Als in den 70er Jahren Künstler ihre Aktionen „Performances“ nannten, wollten sie sich von traditionellen Vorgaben und Konventionen der Kunst befreien


Seitdem sind Performances zum Inbegriff künstlerischen Handelns und Strebens nach Selbständigkeit geworden. Geist und Sinn dieses Begriffs haben viele Bereiche des Lebens durchdrungen, und ebenso die ungebrochene Anziehungskraft zeigt, dass Performancekunst so etwas wie ein Joker in vielerlei Spielen ist.

Eine Performance arbeitet mit dem Moment und lebt durch das Erleben. Aber das Ende dieser Performance heißt nicht, das sie dadurch nicht mehr existiert. Bei den Besuchern des Events wurden Gefühle erzeugt und verteilt – wie im richtigen Leben – sie mussten sich damit abfinden …. Oder auch nicht!


Das Flüchtige der Performance wird im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit zum Werkstück und erhält dadurch eine neue Qualität


So entstanden aus den Performances von Yoko Ono, die in ihren rudimentären Artefakten, dass heißt durch Gegenstände, Fundstücke, Werkstücke, Fotos oder Filme weiter existieren. Der englische Begriff „Performance“ bedeutet ursprünglich „Vorstellung“ oder „Darstellung“ und die Künstlerin schrieb hierfür das Drehbuch, sie ist der Autor des Erlebten. Somit konnte Yoko Ono in dieser Züricher Retrospektive sicherlich das eine oder andere Werk wieder aufleben lassen.


Gezeigt werde Yoko Onos Skulpturen, Arbeiten auf Papier, Performances, Installationen und Filme. Aber auch die Komponistin ist mit ihrer Musik zu hören. Mirjam Varadinis, die Kuratorin der Ausstellung, hat zusammen mit Yoko Ono und ihrem Kurator Jon Handricks die Ausstellung kuratiert.


Der Besucher darf sich auf ein Event zwischen Lyrik, Konzeptkunst und Performance freuen!


Die Fantasie der Künstlerin verdichtet Alltägliches und Erdachtes und lässt die Vielschichtigkeit und Doppeldeutigkeit in den Köpfen der Besucher entstehen. Kunst entsteht in unseren Köpfen. Lassen wir uns in Zürich auf Yoko Onos Kunstweg ein.


Das fünfzigjährige Schaffen der Künstlerin Yoko Ono reicht von der bildenden Kunst bis zur Social Media-Inszenierung. Schön, dass diese erste große Museums-Ausstellung der Künstlerin in der Schweiz gleich im mittelgroßn Wechselausstellungssaal des Chipperfield-Baus stattfindet, der ja im letzten Jahr erst eröffnet wurde.

Ein Programmheft bzw. ein Katalog zur Ausstellung ist im Kunsthaus-Shop erhältlich und setzt sich mit den Performances und allen zentralen Themen in Yoko Onos Schaffen auseinander. Darin finden sich interessante Statements finden sich von Autoren wie die Rock-Legende Patti Smith, RoseLee Goldberg, Catherine Morris, Dorothee Richter, Fanny Wissler und Emma McCormick-Goodheart.

Die Ausstellung hat diverse Förderer, die wir an dieser Stelle gerne nennen möchten: Swiss Re – Partner für zeitgenössische Kunst und Albers & Co AG. - (dies ist keine Anzeige)!


Kunstausstellung 4.3. – 29.5.2021 im Kunsthaus Zürich

YOKO ONO
THIS ROOM MOVES AT THE SAME SPEED AS THE CLOUDS


Di, Fr–So 10–18 Uhr

Mi, Do 10–20 Uhr

Mo geschlossen

Sonderöffnungszeiten


Kunsthaus Zürich

Heimplatz

8001 Zürich


8653 Zeichen, H.W.