Montag, 4. März 2024

Ausstellung: Turner im Lenbachhaus / Tate Britain

 Ausstellung im Kunstbau des Lenbachhauses in München


Die Lichtmalerei Turners in der Ausstellung "Three Horizons" wurde in München gezeigt

Ausstellung - Die Münchner Turner-Ausstellung 


Turner in München. Wenn man den Namen Turner hört, erschließen sich dem geistigen Blick jene flirrenden, verschwommenen und doch lichtdurchfluteten Landschaftsgemälde und jene flirrenden Seestücke, die der bedeutendste britische Künstler Joseph Mallord William Turner  (1775-1851) in der Epoche der Romantik malte. Lichtmalerei, Bewegung durch Mehrdimensionalität und Atmosphäre schaffen, das waren Turners Themen, die sich in jedem einzelnen Werk zusammenfinden. Übrigens reiste der Künstler im Jahr 1840 auch durch Deutschland, wo er z.B, die Walhalla skizzierte. Die Ausstellung "Three Horizons" zeigt anhand 40 Ölbildern und ebenso vielen Aquarellen und Zeichnungen die Handschrift und Einmaligkeit Turner's. Der Brite William Turner war ein Vorläufer der Impressionisten und der Abstraktion. Die Ausstellung in München wurde von Karin Althaus und Nicholas Maniu kuratiert und vom Lenbachhaus gemeinsam mit der Tate Britain in London (hier befindet sich der Künstlernachlass Turners - siehe unten) verwirklicht. 


Königsplatz in München - hier finden sich das Lenbachhaus mit dem Kunstbau im U-Bahn-Zwischengeschoß, der Propyläen, Glyptothek, die Staatlichen Antikensammlungen, Pressefotoarchiv: Helga Waess


 Der Künstler Joseph Mallord William Turner (1775-1851) 

Joseph Mallord William Turner (1775–1851) hat in seiner zeit die Landschaftsmalerei praktisch neu erfunden und mit seinem Stil die Moderne vorbereitet. Turner erhielt bereits im Alter von 14 Jahren aufgrund seiner Landschafts- und Architekturzeichnungen ein Stipendium an der Royal Academy of Arts in London. In seiner Zeit gab es noch keinen Lehrstuhl für Landschaftsmalerei (erst im 19. Jahrhundert wurde diese Gattung gelehrt), aber Turner studierte die Natur, welche direkt in seine Malerei integriert wurde. Sein Skizzenbuch im Gepäck reiste er durch die britische Landschaft und später auch durch Europa und bereitete in Skizzen seine Atelierbilder in Öl und Aquarell vor. Das Aquarell bot ihm in seiner Lichtmalerei viele Möglichkeiten um seine direkte  Naturerfahrung umzusetzen.

Turners Bilder dokumentieren die Welt seiner Zeit im rasanten Wandel

In dem Seestück Entrance of the Meuse (Mündung der Maas, 1819) sehen wir das Segelschiff als Spielball der Wellen. Im Snow Storm (Schneesturm, 1842) ein Dampfschiff im Schneesturm. Mit Leichtigkeit nehmen wir die Bewegung war, die Unmittelbarkeit des Wetters und die Gewalt der Natur. Das Wetter, das Licht und die Atmosphäre sind seine Themen und integrieren die  Überwältigende der Natur.


Die Ausstellung Three Horizons geht der Frage nach, wie sich der Künstler (aus-)bildete und inszenierte

Turners Selbstrepräsentation  bei Ausstellungen in der Londoner Royal Academy sind legendär. Er kuratierte selbst eine Sammlung von 100 eigenen Werken (Teil des späteren Turner Bequest) und schenkte diese - quasi als ein künstlerisches Vermächtnis -  der Öffentlichkeit. William Turner kam einst selbst aus einfachen Verhältnissen und hatte auch zahlreichen Fehlschläge in seinem Leben zu verzeichnen. Seine Lehrtätigkeit an der Academy wurde häufig wegen „mangelhaften“ Redetalents kritisiert. All dem zum Trotz visualisieren seine  Lektionen für Studierende, seine Lecture Diagrams Ansätze der Perspektivtheorie sehr treffend.

Die Ausstellung Three Horizons will die Blickwinkel Turners gegenüberstellen, welche häufig drei oder gar vier Ansichten des Meeres beinhalten und neue Sichtweisen eröffnen. 

Das "Phänomen Turner" soll aus drei Perspektiven zeigen wie sich Turner in der Londoner Kunstszene positionierte:

  • der Künstler
  • der private Turner der künstlerische Konventionen überwand
  • und an dritter Stelle die Rezeptionsgeschichte seines Gesamtwerks


Turner Bequest: Die Tate verwaltet den Nachlass Turners mit gut 300 Ölgemälden und mehreren tausend Skizzen und Aquarellarbeiten

"Der Turner Bequest, der in seiner Gesamtheit fünf Jahre nach dem Tod des Künstlers 1851 in öffentlichen Besitz gelangte und seit 1910 von der Tate als Teil der nationalen Kunstsammlung verwaltet wird, umfasst 300 Ölgemälde sowie mehrere tausend Skizzen und Aquarellarbeiten: 
Während die Gemäldesammlung das ganze Spektrum von Turners Ölarbeiten abdeckt und frühe Experimente, großformatige Ausstellungsstücke sowie sein oftmals als „impressionistisch“ bezeichnetes Spätwerk beinhaltet, geben die gesammelten Zeichnungen, Aquarelle und Skizzenbücher einen tiefen Einblick in seine Arbeitsmethoden. Aus dieser weltweit größten Turner Sammlung zeigen wir rund 40 Gemälde sowie 40 Aquarelle und Skizzen aus allen Werkphasen." (Pressemeldung: Lenbachhaus)


Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt des Münchner Lenbachhauses und der Tate Britain in London. Sie wurde vom Förderverein Lenbachhaus e.V. unterstützt.


Ausstellung: "Turner. Three Horizons"

Ort: 
Kunstbau
am Königsplatz in München
im Zwischengeschoss des U-Bahnhofs Königsplatz

Zur Ausstellung kann die Publikation
 "Turner. Ein Lesebuch" / "Turner. A Reader" 

mit Texten aus rund 200 Jahren weitere Einblicke in das Leben und schaffen des Vorläufers der Impressionisten geben (Hrsg. von Karin Althaus, Nicholas Maniu und Matthias Mühling. Mit einer Einführung von Sam Smiles und einem Nachwort von Amy Concannon. Edition Lenbachhaus 8, ca. 400 Seiten und 100 Abbildungen, im Lenbachhaus zu erwerben für 22 EUR)