Donnerstag, 21. Juli 2022

Loriot lebte am Starnberger See

 Loriot 


Von „Möpsen“ und „Nasenmännchen“ konnte er gut Leben – LORIOT, Deutschlands größer Humorist 


„Guten Tag, mein Name ist Lohse, ich kaufe hier ein!“


Loriot! Da fallen sofort charakteristische Sprüche ein wie „Ein Klavier, ein Klavier, … Mutter wir danken dir!“, „Guten Tag, mein Name ist Lohse, ich kaufe hier ein!“, „Krawel, Krawel!“, „Da habe ich was fürs Leben, etwas das nur mir gehört … mein Jodel-Diplom“, „Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur blasen kann“, „Mit Ihnen teilt meine Ente das Wasser nicht!“, „Sei doch mal gemütlich!“, „Früher war mehr Lametta!“, „Sagen Sie jetzt nichts!“, „So nicht! Nicht in diesem Ton!“, „Eben warst du noch Kind und jetzt bist du schon fast erwachsen!“, „Was ist denn hier los? Der Mann isst!“, „Lassen sie doch mal das Kind vor!“, „Nicht in diesem Ton!“ und „Leben hier überall in den Kellern Männer mit Ihren Eisenbahnen?“.

Loriobrunnen in Münsing -  - Foto: Helga Waess
(Pressefoto-Archiv)


Loriots "Herren im Bad" haben es in Lebensgröße sogar auf den Münsinger Platz am Bach gebracht


Mit dem Loriot-Brunnen in Form eben jener Badewanne wurde dem Ehrenbürger der Gemeinde Münsing am Starnberger See ein würdiges Denkmal gesetzt. 


Loriot, der große Zeichner und wohl berühmteste Humorist Deutschlands, der mit bürgerlichem Namen Vicco von Bülow hieß, schrieb in seiner selbst verfassten Vita:


„... Ferner schenkte ich meiner Frau einen Hund und ein Kind. ...“


Und das war es: Loriot brachte das scheinbar nebensächliche auf den Punkt. Er konnte zeichnen und hat es studiert, hatte einen Führerschein und alles andere, was ein Lebenslauf hergeben soll, wieso sollte der Hund und das Kind als Geschenk an seine Frau nicht ebenso wichtig sein, wie alles andere.



MÖPSE waren sein Thema


Sein großes Thema und seine ganze Tierliebe galt den Möpsen: „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.“ Der Humorist und seine ganze Familie liebten diese Hunderasse. In Loriots Zeichnungen nehmen Möpse menschliche Verhaltensweisen an, sie singen und tanzen, sie sitzen in einem Tulpenkelch oder werden wie ein Ei von einer Ente bebrütet.



Loriots Gäste buch wurde nie fertig!


Berühmt, gefürchtet und belächelt wurde Loriots Gäste-Fotoshooting-Ecke mit Säule und Requisiten. An ihr kam keiner seiner Gäste vorbei, sagt man. Es gab ein Regal, aus dem konnte jeder Gast sich ein Requisit aussuchen und sich dann vom Gastgeber fotografieren lassen, das wünschte Loriot von seinen Gästen.

Und so kam es zu Fotos, wie Rainer Penkert (Schauspieler und Antiquitätenhändler) mit Kaffeemütze auf dem Kopf (1960), Jürgen von Kornatzki mit Badehose und weißem Oberhemd im Napoleon-Gestus (1968), Manfred und Jutta Schmidt (Karikaturist und Autor mit Frau) sehen durch einen Bilderrahmen (1958), Horst Buchholz (1958) posiert ebenso wie Marianne Koch (1958) und Gustav und Hilda Heinemann (1973).

Sie schauen ernst oder lächeln, sind spontan lustig oder unsicher, posieren mit geknickten Beinen und leeren Schnapsflaschen, oder mit Mops, Kind und Zigarette. Walter Giller steht 1968 Kopf neben Säule und Nadja Tiller stabilisiert seine Haltung.

Wir konnten bei diesem Versuch fühlen, dass Loriot bei seinen Gästebuchshootings viel Vergnügen hatte.



Zeichnungen von Loriots NACHTSCHATTENGEWÄCHSEN


Loriot hat sich mit allem auseinandergesetzt und er hat alle Phasen des Lebens gelebt und interpretiert. Schließlich auch jene letzte lange Phase des langsamen Altern:


„Man ist länger alt, als man jung ist! - oder umgekehrt?“


Er zeichnete komplexe Universen von Traumwelten, die wie Schatten daherkommen. Schattiger Humor!


Möpse“ und „Nasenmännchen“


„Möpse“ und „Nasenmännchen“ ließen ihn gut leben, den Karikaturisten und Zeichner mit dem ganz eigenen Humor. Aber es gab auch Absagen. Anfangs, als er seine Karikaturen den Magazinen offerierte. …. Ablehnungen, weil „nicht jeder seinen Humor“ verstünde, weil er „keine Frauen zeichnen“ könne oder weil sie „zu brutal“ waren.


Was macht man mit soviel Kreativität und Können?


Auf einem Blatt sitzt eine Nasenmännchen-Frau auf einer einsamen kleinen Insel. Text: „Schreibmaschine und Stenographie beherrscht sie fließend, was soll sie jetzt tun?“