Ausflugstipp: Oberschleißheim bei München
„MAJA – die Biene aus Schleißheim“ - ein über 100 Jahre alter Kinderbuch-Charakter von Waldemar Bonsels
Kinderbuchtipp - geschrieben Vater der Naturbeobachtung
Oberschleißheim. Vor etwas mehr als 100 Jahren saß ein junger Mann im Oberschleißheimer Berglwald unter einer Linde. Um ihn herum auf den Blüten der Streublumenwiese surrten die Bienen. Am Baumstamm krabbelten Käfer und von einem herumliegenden Ast hüpfte eine Heuschrecke – eine schlanke grüne, mit sehr langen Beinen. Der angehende Schriftsteller versank in der Naturbeobachtung, wurde eins mit Baum, Wiese und Biene. Er nahm den Füllfederhalter zur Hand und fing an zu schreiben:
Oberschleißheim, das alte Schloss, Pressefoto-Archiv: Helga Waess |
Oberschleissheim Geburtort der Biene MAJA von Waldemar Bonsels
„Die ältere Bienendame, die der kleinen Biene Maja behilflich war, als sie zum Leben erwachte und aus ihrer Zelle schlüpfte, hieß Kassandra und hatte großes Ansehen im Stock. Es waren damals sehr aufregenden Tage, weil im Volk der Bienen eine Empörung ausgebrochen war, die die Königin nicht unterdrücken konnte. …“ (Vgl. Waldemar Bonsels „Die Biene Maja und ihre Abenteuer“, 3. Auflage (1912), Seite 4).
Irgendwann entdeckte der Autor an der Rinde einen Käfer und schrieb Sätze wie:
"Der Borkenkäfer Fridolin lebt mit seiner Frau und 50 Söhnen unter der Rinde der Kiefer. Auch wenn die Menschen ihn nicht mögen, findet Maja ihn doch sehr liebens-würdig."
Sommerblumen im Schlosspark - locken die Bienen an! Foto: A. Waess |
So könnte es gewesen sein!
Und streift man heute durch das üppige Grün des Schlossparks und der Anlagen, beobachtet die Jungschwäne oder die bunten Blumenrabatten, so fällt das zurückversetzen, in die Zeit des Schriftstellers Waldemar Bonsels nicht schwer.
Mit dieser fantastischen Welt der Insekten wurde Bonsels zum Sprachrohr dieser Natur.
Er gab einer kleinen, fleißigen Biene, die ein paar Jahre später erstmals in die Lektor-Hände eines Verlegers und damit in die Welt der Bücher und ihrer Leser flog, eine unvergleichliche Geschichte. Sie und ihre Freunde von Wiese und Baum erhielten eine literarische Stimme.
- 1912 erschien in der Deutschen Verlags-Anstalt Stuttgart und Berlin der erste Band „Biene Maja und ihre Abenteuer“
- und 1915 der zweite Band „Das Himmelsvolk“
Bereits mit der Erstauflage war ein Bestseller geboren.
Über Jahrzehnte hinweg verzückte diese kleine Biene Generationen von Kindern, Eltern und Großeltern. Ihre Abenteuer wurden in 40 Sprachen übersetzt.
Hier geht es um die Wurzeln eines Werkes, das in unzähligen Kinderzimmern der Welt zuhause war und das, spätestens nach dem Start der Zeichentrickserie in den 1970er Jahren, und dem gesungenen Ohrwurm von Karel Gott erneut zum Bestseller avancierte.
Jakob Ernst Waldemar Bonsels (* 21. Februar 1880 in Ahrensburg; † 31. Juli 1952 in Ambach am Starnberger See) lebte für nur 2 Jahre zusammen mit seinem Schriftstellerkollegen Bernd Isemann in einer Villa am Schleißheimer Schloss
100 Jahre nach dem Erscheinen des ersten Maja-Buches, das heute unter Sammlern von Kinderbuch-Erstauflagen sehr gefragt ist und antiquarisch gehandelt wird (Erstauflage 3000 Exemplare), ehrte die Gemeinde Oberschleißheim ihren Kinderbuch-Schriftsteller im Jahr 2014 mit einer großen Sommerausstellung.
Wer nach Schleißheim fährt sollte sich diese Idylle anschauen:
Der geistige Vaters der Biene Maja, der Schriftsteller Waldemar Bonsels und sein Schriftstellerfreund Bernd Isemann kauften sich gemeinsam eine Villa in Schleißheim. Hier saßen sie im Garten und schrieben Insektenromane.
Klingt nach Bohème!
Für soviel geistige Freiheit musste man um 1910 – und müsste man heute auch – einen finanziell möglichst unabhängigen, das alltägliche Leben sichernden Status haben.
Einige Jahre zuvor hatten die beiden Literaten eine Verlagsgesellschaft in München gegründet.
Aber das Leben geht manches Mal andere Wege und ist in der Realität weniger „blumig“:
Waldemar Bonsels, der 3 Mal heiratete und 5 Söhne hatte, wurde gefühlsmäßig oder besser partnerschaftlich nie sesshaft und ließ sich schließlich am Starnberger See nieder.
Mehr Infos über Waldemar Bonsels über die Homepage der Waldemar-Bonsels-Stiftung - www.waldemar-bonsels-stiftung.de.
3095 Zeichen, H.W.