UNESCO gibt 47 Neuaufnahmen in das Weltdokumentenerbe bekannt
Luthers Schriften, Bachs Messe und der Goldene Brief König Alaungphaya gehören ab sofort zum Memory of the world
Das Nominierungskomitee des Unesco-Programms "Memory of the World" unter der Generaldirektorin Irina Bokova hat gestern bekannt gegeben, dass die vorgeschlagenen "Luther-Schriften der Reformationsbewegung", "Johann Sebastian Bachs Autograph der h-Moll Messe" und auch der Goldene Brief des birmanischen Königs Alaungphaya an den britischen König George II. offiziell in das Weltregister des Dokumentenerbes aufgenommen werden.
von Helga Waess
Humbolduniversität Berlin, Foto: Helga Waess |
UNESCO-Register "Memory of the World"
Seit 1992 sammelt das UNESCO-Register "Memory of the World" in einem globalen digitalen Network Dokumente, die für das historische Gedächtnis der Welt wichtig sind. Jedes Jahr schlagen die Nominierungskomitees der Länder rund um den Globus Dokumente vor, die dann in einer Sitzung des UNESCO-Komitees gesichtet und für das offizielle Register ausgewählt werden, vor. In diesem Jahr tagte das Internationale Komitee "Memory of the World" vom 4. bis 6. Oktober in Abu Dhabi. Über die Nominierten Buchbestände, Handschriften, Partituren, Unikate, Bild-, Ton- und Filmdokumente aus allen Ländern der Erde.
Das Memory of the world ist seit dem 9. Oktober 2015 um 47 Neuaufnahmen reicher. Bislang waren rund 300 Dokumente aus allen Regionen der Welt dabei. Wichtige Schriften wie die "21 Thesen der Solidarnosc", die "Magna Charta" oder der "Azteken-Codex" in Mexiko zeigen, um was es hier geht.
Deutsche Schriftmonumente im Register des Weltdokumentenerbes
Deutschland war bislang mit 18 Schriftmonumenten im World-Register verzeichnet. Einzigartige Zeugnisse der Kulturgeschichte wie die "Göttinger Gutenberg-Bibel", "Beethovens Neunte Sinfonie" und auch die die "Himmelsscheibe von Nebra" als kostbares Zeichen-Erbe fanden schon ihre Aufnahme in das Weltdokumentenerbe. 2015 können nun fünf weitere Werke aus Deutschland darunter auch ein in Deutschland (Hannover) verwahrter Brief hinzugefügt werden.
Luther-Schriften und Bachs H-Moll-Messe sind dabei
Bei den Fünf Neueinträgen in das UNESCO Weltdokumentenerbe, bekannt als "Memory of the world" handelt es sich um:
- frühe Schriften der Reformationsbewegung;
- Johann Sebastian Bachs Autograph der h-Moll-Messe;
- den Goldenen Brief des birmanischen Königs Alaungphaya an den britischen König George II.;
- digitale Sammlungen zur Sprachenvielfalt weltweit;
- sowie persische und arabische Handschriften des Buches "Al-Masaalik Wa Al-Mamaalik".
Martin Luthers Schriften der Reformation
Die Manuskripte, Briefe und auch die Originaldrucke aus Martin Luthers Schriften sind einmalige Zeugnisse der frühen Reformationsbewegung.
Erhalten hat sich zum Beispiel ein Handexemplar Luthers der Hebräischen Bibelausgabe und auch ein Plakatdruck der 95 Ablassthesen. All diese Schriften haben ihren Ursprung im 16. Jahrhundert, als Luther in Wittenberg tätig war. Ihre Überzeugungskraft veränderte die Gesellschaft. Über einen religiösen Impuls kam es zu einer Erneuerungsbewegung, die grenzüberschreitend das soziale Miteinander beeinflusste.
Das Nominierungsdossier für die Aufnahme dieser einmaligen Schriftzeugnisse wurde vom vom Leibniz-Institut für Europäische Geschichte in Mainz in Zusammenarbeit mit Lutherforschern aus der ganzen Welt ausformuliert
Das Manuskript der h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach
Das Gedächtnis der Weltbürger wird durch das Manuskript der h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach bereichert. Bach verfasste es in den Jahren 1748 und 1749, also kurz vor seinem Tode. Auf insgesamt 99 Seiten wird hierin das gesamte kompositorische Werk Bachs und damit die wahre Größe dieses Genies erfasst. Satztechnik, Wort-Ton-Verhältnis und die theologische beziehungsweise ästhetische Form sprechen für die gesamte Kompositionskunst Bachs.
Das Nominierungsdossier für die h-Moll-Messe Bachs reichte die Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz ein
Der rubin-besetzte Goldene Brief des birmanischen Königs Alaungphaya
an den britischen König George II.
Als kostbares Dokument wird der sogenannte Goldene Brief in der niedersächsischen Landesbibiliothek in Hannover verwahrt. Er ist rubin-besetzt und wurde von dem birmanischen Königs Alaungphaya am 7. Mai 1756 an den britischen König George II. geschrieben. Ein einmaliges Schrift Zeugnis der frühkolonialen Geschichte Asiens. Der König Birmas schlägt dem König Georg II. darin die Gründung einer Handelskolonie vor, die vor allem seinen Machtbereich
betrifft. Ein Brief aus purem Gold. Ein einzigartiges Quellenzeugnis aus Birma.
Den Antrag auf die Nominierung stellte die Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek, das Kulturministerium Myanmar und die Nationalbibliothek des Vereinigten Königreichs.
Deutschland verzeichnet jetzt 22 Eintragungen im UNESCO-Weltdokumentenregister
"Meine Glückwünsche gehen an die nominierenden Bibliotheken und Archive. Der Öffentlichkeit die Vielfalt des dokumentarischen Erbes zu zeigen und die Dokumente als Zeugnisse der Menschheitsgeschichte für kommende Generationen zu sichern, ist Ehre und Verantwortung",
sagt Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard, der als Vorsitzender des deutschen Nominierungskomitees für das UNESCO-Programm "Memory of the World", der als Beobachter in Abu Dhabi teilnahm.
Insgesamt 47 Neuaufnahmen in das UNESCO-Weltregister
Insgesamt wurden 47 Zeugnisse der Schrift und Zeichenkultur in das Memory-Register aufgenommen. Dabei sind:
- theologische Schriften Isaac Newtons,
- koreanische Holzdruckblöcke aus der Zeit des Konfuzius
- das älteste Buch Europas "Derveni Papyrus"
- und so weiter