Donnerstag, 15. Oktober 2015

Stadt Metz Bauwerke Lothringen

Die französische Stadt Metz im Département Moiselle


Die französische Stadt Metz mit heute knapp 120.000 Einwohnern ist die Hauptstadt des Départements Moselle nord-westlich des Pariser Beckens, das wir in diesem Jahr bereisen.

von Helga Waess

Metz, Bahnhofsgebäude / erbaut 1908, hier: Sommer 2015,
Foto: Helga Waess
Bereits auf dem Bahnhofplatz von Metz fühlt man den Geist des 19. Jahrhunderts. Jener Zeit als Kaiser Wilhelm II. das Land mit Bahnstrecken durchzog und jede größere Stadt  ein palastartiges Bahnhofsgebäude erhielt. Damals war es, als Metz nicht zu Frankreich gehörte. 

Und richtig diese romanisch-rheinländische Architektur entstand im Rahmen einiger öffentlicher Gebäude, die um 1902 in Metz errichtet wurden. Der Architekt Jürgen Kröger hatte damals die Ausschreibung zu diesem Palast-Bauwerk mit immerhin 300 Metern länge und einer Turmhöhe von 40 Metern gewonnen. Ganz entfernt fühlen wir uns an die Kaiserpfalzen des Mittelalters erinnert.

Die Einweihung des Bahnhofs datiert in das Jahr 1908.

Unsere Augen tasten die Fassade und den Turm ab und da steht dann in der Tat noch eine Roland Statue à la Bremen - zwar aus behauenen Mauersteinen zusammengesetzt, aber mit Schild und Schwert und in standesgemäßer Rüstung. Die ganze Ikonographie der deutschen Kaiserzeit wird dann im Bahnhofsgebäude vervollständigt, das Glasfenster zeigt Karl den Großen im Reichs-Ornat und mit den Insignien seiner Macht gekennzeichnet. Eine Machtdemonstration Kaiser Wilhelms par excellence.

Im heutigen Europa ist dies alles Geschichte. 


Place Saint-Louis, Sommer 2015, Foto: Helga Waess

Die Altstadt von Metz 


Von hier führt uns der Weg zunächst in die Altstadt, in der die Jahrhunderte ihre architektonischen Spuren hinterließen. Schließlich kann Metz auf eine knapp 3000 Jahre alte Historie zurückblicken. Das Wissen um Antike, Mittelalter und Renaissance lassen den Besucher staunend durch die Gassen wandern.

Auf den großen Plätzen mit zahlreichen Cafés und Restaurants, die sich vor den Bögen der Bürgerhäuser aus Mittelalter und Renaissance aneinander reihen, fühlt man gar das Flair einer südfranzösischen Stadt. Gerade in diesem Sommer bei gefühlten 40 Grad fand man unter einer Loggia am Place Saint Louis bei einer erfrischenden Zitronenlimonade wohltuende Entspannung.

Cafés auf dem Place Saint-Louis, 2015, Foto: Helga Waess


Das Savor-Vivre genießen hier Einheimische und Touristen. Denn was wäre ein Besuch Lothringens ohne die berühmte Kathedrale Saint-Étienne. Sie überragt die Patrizierhäuser der Altstadt bei weitem. Doch sollte man nicht versäumen den vermutlich ältesten, erhaltenen Sakralbau Frankreichs zu besuchen.  


Die Eglise Saint Pierre au Nonnais 


Sie hat ihren Ursprung in einer Thermenanlage aus dem 4. Jahrhundert nach Christi, deren Grundmauern noch erhalten sind. Im 7. Jahrhundert wurde hierauf eine Frauenabtei errichtet und im 10. Jahrhundert findet sich dann ein dreischiffiger Ausbau. Baunähte und Gewölbe des 15. Jahrhunderts sprechen für eine lebendige Bautätigkeit quer durch die Jahrhunderte. 
Die Kühle des Sakralraumes erfrischt in der sommerlichen Hitze und die Ruhe lässt das bunte Treiben der Stadt vergessen.

Kathedrale Saint-Étienne

Zahlreiche Vorgängerbauten sind bekannt. Das imposante Kirchenschiff errichtete der Baumeister Pierre Perrat zwischen 1360 und 1370. Berühmt sind auch die bunten Glasfenster von Hermann de Münster, die zwischen 1486 und 1503 in Auftrag gegeben wurden. Künstlernamen, die ihre Zeit überdauerten, weil sie bleibende Werte schufen, die in Ausmaß und können bis heute faszinieren. Ein weiterer Glasmaler war Valentin Bousch, der die Glasfenster im Chorbereich zwischen 1523 und 1539 bemalte. Schauen wir vor die Fassade so finden wir ein Neoklassizistisches Portal von Jacques Francois Bondel, der  auch einen Arkadengang am Kirchenschiff errichtete. Wir befinden uns damit im 18. Jahrhundert. Leider wurde diese Fassade zwischen 1900 und 1903 zerstört und wich dem heutigen, neogotischen, das dem Geschmack nach 1900 gerecht wurde.
Diese Kathedrale wird zu recht als Perle unter den Kathedralbauten Frankreichs bezeichnet.

Die Museen der Cour d'Or

Für die Errichtung der Cour d'Or wurden drei historische Gebäude, darunter eine Kirche und eine Abtei zusammengelegt. Nun finden sich hier bedeutende Stücke der Stadt und Landesgeschichte. Folgende Sammlungen sollte man besuchen:

  • Musée d'histoire et d'archéologie
  • Musée d'architecture
  • Musée de Beaux-Arts

Im Jahr 1981 wurde der Parcour eingeweiht der die Besucher chronologisch durch die Sammlung führt. Man beginnt in der gallo-römischen Epoche und landet in der Gegenwart. Schön wäre, wenn man hier mindestens ein bis zwei Tage verbringt und mal eben ein paar tausend Jahre Menschheitsgeschichte in Metz erlebt. Allein die Mittelalter-Sammlung mit Möbeln, Bildteppichen und Gemälden sind einen Besuch wert. Einen weiteren natürlich die Gemälde-Sammlung, welche hohe Kunst in sich birgt. Von Antoine van Dyck bis Jean Dubuffet wandert man durch ein paar hundert Jahre und bekommt ein völlig neues Verständnis für die Zeit an sich. Einen frischen Blick auf die Geschichte der Kunst und die Malerei in ihrem historischen Kontext.

Metz hat viele Plätze, Foto: Helga Waess (2015)

Wichtige Bauwerke in Metz


Eglise Saint-Vincent. Wir möchten nur kurz die Eglise Saint-Vincent erwähnen. Ein Kirchenbau der Gotik (zwischen 1248 und 1376) der seine Wurzeln im Jahr 968 hat. Hier sollte man eintreten und besonders auf die Wandmalereien im Chor achten. Eine Pietá aus dem 14. Jahrhundert erregt allein durch ihre Farbfassung die Aufmerksamkeit des Besuchers.

Cloittre des Récollers. Metz hatte im Mittelalter viele Kirchenbauten und Klöster. Das letzte erhaltene Kloster ist das Cloittre des Récollers, das um 1310 errichtet wurde. Der Kreuzgang strahlt Ruhe und Besinnlichkeit aus. 


Die Festigungsanlagen von Metz


Pont des Grilles und Tour des EspritsInteressant ist auch die Ringmauer der Stadt, an der der Tourist bald zu einer Festungsanlage gelangt. Man stelle sich die Größe der Stadt Metz im Mittelalter vor, wenn schon die Ringmauer um 1250 mit 6 Kilometern überliefert wird. - Eine wichtige Stadt an wichtigen Handelswegen. - Von den insgesamt 67 Festigungstürmen und 12 Toren des Walls haben. Die Pont des Grilles und der Tour des Esprits sollte man gesehen haben.

Port des Allemandes. Das Festigungstor Port des Allemandes präsentiert sich als Bollwerk der Festungsbaukunst. Die Kinnlade klappt spontan runter, wenn man vor dieser übermächtigen Anlage steht. Diese Stadt war im späten 15. Jahrhundert uneinnehmbar, soviel ist spätestens jetzt klar.

Magasin aux VivresDie Militäranlagen der Renaissance sind aber nicht minder bewundernswert. Von der Zitadelle hat sich leider nur das Magasin aux Vivres erhalten - ihr Abriss erfolgte um 1800 und um 1900. Aber das Magasin lässt die einstige Größe der Verteidigungsanlage erahnen. In dem sage und schreibe 80 Meter langem Gebäude lagerten ab 1569 die Versorgungsvorräte für die gesamte Garnison.


Unterführung am Bahnhof Metz, Foto: Helga Waess

Zahlreiche Bauten des 17. und 18. Jahrhunderts lassen bei einem Rundgang das Gefühl für eine Stadt im Wandel der Jahrhunderte erleben. Und dann steht man wieder vor dem Bahnhof, hat einen dieser wunderbaren Flamenkuchen verspeist, und geht unter der Brücke der Bahngleisen am Bahnhofsgebäude von Metz seitlich hindurch und da steht es.


Centre Pompidou-Metz, 2015, Foto: Helga Waess


Das Centre Pompidou-Metz.  Wieder klappen diverse Kinnladen herunter, denn nach so viel Zeitgeschichte ein Bau des 21. Jahrhunderts: das Centre Pompidou-Metz. Uns scheint es, als wäre es gerade aus einer anderen Galaxie kommend hier auf dieser Wiese vor der Stadt Metz gelandet. 

Das müssen wir uns näher ansehen. Nicht zuletzt wegen der Warhol-Ausstellung "Warhol Underground" (noch bis 23 November 2015), die die Münchner Warhol-Ausstellung "Yes!Yes!Yes! Warholmania in Munich" (bis 18. Oktober) wunderbar ergänzt.


Warhol Underground - noch bis 23. November im
Centre Pompidou-Metz,
hier: Plakat in der Altstadt von Metz, Foto: Helga Waess




DHW - hier der Link Homepage der Autorin