Sotheby's versteigert Bernheimer Familien-Sammlung
Hintergründe der Auktion Bernheimer-Collection bei Sotheby's in London - Bernheimer Sale
Kunst- und Kulturgüter aus dem Palais Bernheimer und aus der Burg Marquartstein
Am 24. und 25. November 2015 wird in
London die private Kunstsammlung-Bernheimer aus dem einstigen Palais Bernheimer und aus
der Burg Marquartstein bei Sotheby's verauktioniert. Einlieferer der Bernheimer Collection mit Kunst- und Kulturgütern von der Antike bis in die Neuzeit ist der bekannte Münchner Kunsthändler
Konrad O. Bernheimer.
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Palais Bernheimer in München, Foto: Helga Waess |
Am 24. und 25. November 2015 finden in London insgesamt drei Auktionen statt
- „Evening Sale“ am 24. November mit dem Restinventar des
Palais Bernheimer,
- „Day sale“ am
25. November mit dem Schloss-Inventar von Burg Marquartstein
- und dabei auch
als „Finest and Rarest Wines“ - kostbare Bestände aus Bernheimers Weinkeller auf Burg Marquartstein.
Kunstgutschutzgesetz und
Verlagerung des Kunsthandels Bernheimer nach England
Bereits
im Juli 2015 hatte Konrad Bernheimer im Zusammenhang mit dem in
Deutschland geplanten Kulturgutschutzgesetz, dass in diesem Sommer
in einem nicht öffentlichen Entwurf und nicht autorisiert bekannt wurde,
den geordneten Rückzug seines Kunsthandels aus Deutschland nach
England bekannt gegeben. Aber nicht nur der Altmeister Kunsthandel aus der Briennerstraße würde nach London umziehen, auch die Bernheimer-Sammlung sei nach London gebracht worden, bevor das Kulturgutschutzgesetz irgendwann in Kraft trete.
Konrad Bernheimer sprach gegenüber der „Welt
online“ im Zusammenhang mit dem geplanten Kulturgutschutzgesetz gar von einer „Kalten
Enteignung“ (sic!) die Deutschland vorhabe und die er sich nicht gefallen ließe.
Der nun spruchreife, da genehmigte Entwurf
des deutschen Kulturgutschutzgesetzes / Kunstgutschutzgesetzes ist seit Anfang November erneut zur Diskussion freigegeben. Bei der Podiumsdiskussion, die von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am 29. November in Berlin organisiert wird (
LINK zur Homepage des FAZ-Forums), steht unter dem Motto "
Schafft Kunst neues Handeln?" auch die Auswirkung des Gesetzes auf den Kunsthandel auf dem Programm. Unter den Gästen der FAZ in Berlin wird Konrad Bernheimer hierzu sicherlich einiges zu sagen haben.
Die Historie der Familie Bernheimer
in Bayern
Da Sotheby's in den Auktionskatalogen stark auf die Geschichte und Sammlungsgeschichte der Bernheimers eingeht, möchten wir dies an dieser Stelle auch:
Im September 2013 veröffentlichte Konrad
O. Bernheimer "Narwalzahn und Alte Meister. Aus dem Leben
einer Kunsthändlerdynastie" (Hoffmann und Campe) seine
Familiengeschichte.
In seinem Buch "Narwalzahn und
Alte Meister. Aus dem Leben einer Kunsthändlerdynastie" erzählt der Verfasser eine sehr
wechselvolle Geschichte von Aufbau, Flucht und Wiederkehr.
Die Kunsthändlerdynastie Bernheimer
Diese Kunsthändlerdynastie hat ihre
Wurzeln im Jahr 1864 mit der Gründung der Textilhandlung Bernheimer
durch Kommerzienrat Lehmann Bernheimer (1841-1918) in
der Bayerischen Landeshauptstadt. Hieraus entwickelte sich das
berühmte Teppichhaus. Schließlich widmete die Familie sich auch dem
Kunst- und Antiquitätenhandel.
Der Kunsthändler erzählt von
Familienheiligtümern, von dem Ende der goldenen Jahre, von der
Nazizeit und dem Exil, der Nachkriegszeit und dem Wiederaufbau im
„Ersten Teil“. Ganz persönlich wird Bernheimer mit
der Schilderung seiner Kindheit in München und seinem Leben als
Schüler und Student im „Zweiten Teil“. Und er erzählt seine eigene Erfolgsgeschichte von zwei Galerien und seiner Burg vom Handeln und Sammeln im „Dritten Teil“. Die Frage der Restitution, das Leben in
Venezuela, die Gründung einer Messe und das Bernheimer-Gen der
Tochter Blanca mit ihrer Photogalerie im „Vierten Teil“
führen zu dem bescheiden klingenden Fazit
„Es hätte uns schlimmer
treffen können.“
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Katalog-Cover Bernheimer EVENING SALE,
Sotheby's, Cover |
Stammhaus Bernheimer am Lenbachplatz
Ein Teil der rund 700 Objekte die Ende
November bei Sotheby's in London aufgerufen werden, stammen noch aus
dem Bernheimer Palais, das auf dem Auktionskatalog abgebildet wird.
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Bernheimerpalais, München, Foto: Helga Waess |
Das Stammhaus der Familie am
Lenbachplatz in München wurde inklusive eines Großteils des
Inventars bereits 1987 durch das Familienunternehmen veräußert. Konrad Bernheimer hatte die 1977 die Führung des Unternehmens
übernommen.
Seit 1990 findet eine zunehmende
Fokussierung auf den Altmeister-Handel statt. In einer weiteren
Versteigerung im Jahr 1996 trennt man sich von Textilien und
Teppichen aus der Familiensammlung, um den Erlös in den Hauptzweig des
Geschäfts, den Altmeisterhandel, zu investieren.
Fortan legt Konrad
O. Bernheimer erfolgreich sein Hauptaugenmerk auf das
Altmeister-Geschäft.
München oder London - die Entscheidung dürfte leicht gefallen sein!
In
London hat der Kunsthändler mit
Bernheimer-Colnaghi
seit Jahren einen zweiten Firmensitz. Hier wickelt der Kunsthändler
nach eigenen Aussagen 40 % seines Geschäftes ab, weitere 40 % laufen
über die Kunstmesse
TEFAF und
lediglich 10 % werden in München umgeschlagen (Quelle:
Rückzug auf Raten im "Handelsblatt online" unter diesem Link). Bei solchen Zahlen fällt der Rückzug aus München und Bayern vermutlich nicht
schwer.
Das Münchner Traditionshaus für den Altmeisterhandel von Konrad O. Bernheimer in der Briennerstraße wird über
kurz oder lang - so lässt sich nach all dem vermuten - wohl ganz aufgegeben werden.
Obwohl
Konrad Bernheimer, als Mitbegründer und einer der Geschäftsführer
der Highlights. Internationale Kunstmesse München,
die dereinst nach dem seinem Rückzug von der Kunstmesse
München, zunächst als
Munich Highlights in
den Münchner Kunsthandlungen stattfand und dann über das Haus
der Kunst
als Veranstaltungsort heute einmal im Jahr in der Residenz
am Hofgarten
beheimatet ist, hier noch ein Standbein hat. (Link zu unserem
Blogbeitrag über die Higlights.
Internationale Kunstmesse München 2015)
Der Highlights
Kunstmesse, die in München auch als Bernheimer-Messe bezeichnet
wird, wird der Kunsthändler sicherlich treu bleiben.
Die Versteigerung der Familien-Collection und die nächste Generation der Familie Bernheimer
Konrad Bernheimer will seinen vier Töchtern, die sich von Berlin bis
in die Schweiz mit ihren Galerien etablieren, mit dem Schloss Marquartstein keine Fesseln anlegen. Dies war ein gewichtiger Grund
für die Entscheidung zur Versteigerung des Schlosses und nun auch
des Schlossinventars. Die Nachfahren sollen frei handeln und wandeln können. Und sie haben das Kunsthandels-Gen geerbt: Blanca Bernheimer tritt seit einigen
Jahren als Fotogaleristin auf (hier ein Link zu
Bernheimer Fine Art Photography) und Isabel Bernheimer betreibt
"
Bernheimer
Contemporary" (hier der
Link zu Bernheimer Contemporary in Berlin).
Die Bernheimer-Collection-Auktion am 24. und 25. November 2015
Vom Antiken Relief zum Stilmöbel oder
zu Altmeister-Gemälden ist der künstlerische Unterschied groß, aber die Provenienz verspricht Qualität bis ins Detail.
Die Kunstgüter der Familie Bernheimer aus Burg Marquartstein
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Auktionskatalog: Inventar von Burg Marquartstein,
Sotheby's, hier Cover |
"Vom Speicher bis zum
Lapidarium" - Burginventar von Marquartstein
Unter
dem Motto "Vom Speicher bis zum Lapidarium" werden am 25.
November neben Altmeister-Gemälden auch Gemälde des 19.
Jahrhunderts, Skulpturen, Mobiliar, Kunstkammerstücke,
Kunsthandwerk, wertvolle Bücher und Manuskripte bei Sotheby's
aufgerufen.
Das
Angebot ist gemischt und weist einen Qualitäts-Faktor auf, der von
Sotheby's ins rechte Licht gerückt wird: Provenienz Familiensammlung
Bernheimer! Und dann noch ein Faktor, der sicherlich bei den Sammlern
aufsehen erregen wird: Burginventar von Marquartstein
Die Burg
Marquartstein
Von der Burg aus hat man einen wunderbaren Blick auf den
Chiemsee. Sie liegt im Tiroler Achental.
Das Gemäuer wurde im Jahr
1075 durch Marquart II. von Hohenstein, einem Chiemgaugrafen, erbaut.
Die Burg hat 1300 Quadratmetern Wohnfläche, die sich auf 40 Zimmer
verteilen. Einst, das heißt von 1259 bis in das 19. Jahrhundert war
das Gemäuer in Wittelsbacher Besitz. Es folgt von 1928 an bis 1958
eine Episode als Landschulheim. Damals war Konrad Bernheimer als
Schüler erstmals auf dieser Burg. 1987 kauft der
damalige Schüler die Burg mit dem umliegenden, insgesamt 11000
Quadratmetern Grundbesitz und zieht nach umfangreichen
Renovierungsarbeiten mit seiner Familie auch hier ein. In diesem Jahr nun
der Entschluss zum Verkauf der Burg, die keine der Töchter später
übernehmen möchte.
DIE VERSTEIGERUNGSOBJEKTE - Sotheby's Katalog Online
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Auktionskataloge und Familiengeschichte, Foto der Cover
hier zusammengestellt von Helga Waess |
Feine Kunstwerke und Kulturobjekte für eine sinnvolle Sammlungsergänzung
Wenn Sie hier Ihr Sammlerstück finden, Ihre Sammlung sinnvoll erweitern können und sich daran erfreuen, dass Ihr Geld gut angelegt ist, weil Sie ein Stück Kunst mit tadelloser Provenienz bekommen zu haben, dann sollten Sie sich zum Feiern gleich fünf Flaschen besten Dom Pérignon - Jahrgang 1955 / für 2.000-2.600 GBP (Aufrufpreis) - sichern.
Literaturempfehlung:
Text und Fotos von Helga Waess
DHW - hier der Link Homepage der Autorin