Münchner Sage am Marienplatz
Was macht der große Lindwurm am neuen Münchner Rathaus?
Das Wurmeck am Marienplatz in München
München. An einer Ecke des neuen Rathauses in München, dort, wo die Weinstraße in den Marienplatz mündet findet sich das "Wurmeck". So benannt nach einer Münchner Sage, die hier in steinernen Fassaden-Reliefs und einer großen Bronzeskulptur erzählt wird. - Sagen, das sind geglaubte Wahrheiten, die auch immer ein Fünkchen Historie aufnehmen und über Generationen tradiert werden. - Ein Lindwurm ist es, der hier den neugotischen Eckturm (das Rathaus wurde im Jahr 1906 errichtet) hochklettert.
Foto: Lindwurm am Wurmeck des Münchner Rathauses, Copyright: Helga Waess
In München kennt man die Lindwurmstrasse, die sich von der alten Bauernkriegskirche in Sendling bis zum Sendlinger Tor schlängelt
Ja, schlängelnd mit seitlichem Pappelbewuchs nimmt die vierspurige Straße ihren Lauf in Richtung Innenstadt. Und eine Lindwurmfeste verbirgt sich in Walter Moers Bücherdrachen-Erzählungen.
Doch zurück zum Rathaus und zu dem riesigen, fauchenden Bronzedrachen
..., der gerade über das Blattwerk hinweg steigt und versucht die unter Eselsrücken-Bogen tanzenden Schäffler und die fliehende Bevölkerung zu erreichen. Sein Maul ist geöffnet und man meint fast sein Fauchen zu vernehmen - wären es nicht die murmelnden Stadt-Geräusche der - auch in Corona-Zeiten - vorbeiströmenden Menschenmassen im Herzen Münchens, dem Marienplatz.
Zwei Künstlernamen sind hier beteiligt: Anton Kaindl der die Form für den Drachen modellierte und Hygin Kiene der die metallene Version des Bronze-Lindwurms umsetzte.
Warum versucht der geflügelte Lindwurm die drei Personengruppen zu erreichen?
Jene tanzenden Faßmacher, die ihn gar nicht wahrzunehmen scheinen? Und jene Bürger der Stadt, die mit Kind und Kegel Reißaus nehmen? Während Landknechte und Bevölkerung in einem weiteren Relief bereit sind den Kampf mit dem Lindwurm aufzunehmen. Sie laden ein Vorderladergeschütz, das an das 17. Jahrhundert erinnert. - Die Reliefs stammen aus den Bildhauerhänden von Jakob Bradl und Franz Xaver Bernauer.
Die Pest in München
Oben an dem Turm finden wir den Grund für das Ungemach, eine sogenannte Megäre. Ein teuflisch anmutendes, fürchterliches Wesen, das Symbol für die Pest, welche einst in München Angst, Krankheit und Tod verbreitete.
Oben wird diese Krankheit einem Arzt, einem Schäffler und einem Musikanten gegenübergestellt. Jenem Helden der Mittel und Wege wusste Krankheiten zu besiegen und jenen, die den Menschen durch Musik und tanzendem Frohsinn wieder Zuversicht und Lebensmut gaben.
Die Sage mit dem Lindwurm und der Pest, die in München besiegt wurde
Der Sage nach soll ein fürchterlicher Lindwurm genau am Wurmeck aus der Erde gekommen sein und von dort die Pest in die Stadt gebracht haben. Es dauerte, bis die Krankheit besiegt war und niemand traute sich aufgrund der Ansteckungsgefahr und langen Pestjahre nicht mehr auf die Münchner Straßen. Da hatten die Faßmacher, die sogenannten Schäffler die geniale Idee durch Musik und Tanz den Sieg über die Pest zu verkünden. Sie zogen tanzend durch die Stadt. Die Menschen atmeten durch und folgten ihnen, das Leben in München konnte wieder beginnen.
Wie das aber mit Sagen immer so ist.
Der erste Schäfflertanz kann erst um 1725 nachgewiesen werden. Das Wurmeck wird übrigens 1431 bereits in den Urkunden genannt.
In diesem Kunst-Kultur-Blog findet sch ein Artikel über den letzten Schäfflertanz, der nicht alle Jahre aufgeführt wird:
500 Jahre Schäfflertanz - Brauchtum und Tradition in München