Baden-Baden - Museum LA8 - Wilhelm Busch-Ausstellung
Wilhelm Busch dichtete und zeichnete für sich selbst - zum eigenen Amüsement! Heute würde man sagen: Loriot war seine Liga!
Wilhelm Busch. Eine Würdigung und eine Ausstellungs-Empfehlung zum 111 Todestag!
Baden-Baden. Hannover. Vor 111 Jahren verstarb in Hannover am
09. Januar 1908 der humoristische Dichter und Zeichner Wilhelm Busch.
Grund genug nach Baden-Baden zu fahren und das Museum LA 8 -
Museum für Kunst und Technik des 19. Jahrhunderts aufzusuchen.
Es zeigt zurzeit eine große Ausstellung mit dem Titel „Wilhelm
Busch. Bilder und Geschichten“ (noch
bis bis 03. März 2019). Nach 111 Jahren möchten wir hier den Maler
und Zeichner und sein dichterisches Werk in Erinnerung rufen.
Der kleine Maler mit großem Hut und
großer Mappe hockt zeichnend auf dem Plakat zur Ausstellung. Als
Rückenfigur - so genannte Repoussoirfigur - ist diese Ansicht gut
gewählt. Wir sehen nicht, was er zeichnet und auch kein Motiv,
welches dieser Maler betrachten könnte. Es scheint, dass diese
blaue, nebulöse Welt des Hintergrundes ihm Motiv und Inspiration
genug sei. So stellt Wilhelm Busch das Bild des Malers vor, der durch
Können und Fantasie eine neue Weltsicht kreiert.
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Am Eingang zur Ausstellung - Plakat mit Wilhelm Buschs
Zeichnung zu
"Der kleine Maler mit der großen Mappe"
Pressefoto: Helga Waess aus der Ausstellung im LA 8 |
Zwei Malergeschichten in Wilhelm
Buschs Gesamtwerk
Es gibt zwei Malergeschichten in
Wilhelm Buschs Gesamtwerk, die eine entsteht um 1859 und heißt "Der
kleine Maler mit der großen Mappe". Diese Geschichte erscheint
1859 im Münchner Bilderbogen Nr. 248. In dieser Zeit wollte Wilhelm Busch
selbst noch Kunstmaler werden. Das sein humoristisch dichterisches
und zeichnerisches Hobby schließlich den Broterwerb bringen würde,
ahnte er damals noch nicht.
Erst Jahrzehnte später, als der
berühmte Maler Klecksel veröffentlicht wird - 1884 -, war Busch für
seine Bildergeschichten in aller Munde. In dem Maler Kuno Klecksel,
der mit seiner Malkunst scheitert, ist eine gehörige Portion
Selbstironie zu lesen. Maler Klecksel wird Gastwirt. Und Wilhelm
Busch? Der Maler Busch, der mit den späteren Malerfürsten Franz von
Lenbach und Friedrich August Kaulbach in München verkehrt, an der
Kunstakademie in München studiert, in Kunstvereinen und Ateliers
Hause ist, glaubt nicht, dass er die großen Niederländischen
Meister je erreicht. Busch bleibt humoristischer Dichter und Zeichner
und schafft ein zeitloses Lebenswerk.
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Innenhof: Eingang zur Ausstellung Wilhelm Busch im Museum LA8 in Baden-Baden,
Foto: Helga Waess |
Von Max und Moritz bis zur Frommen
Helene
Bereits am Eingang des LA8
beziehungsweise im Vorhof zur Ausstellung empfangen den Besucher an
der Glasfassade Worte, Namen, die eine ganze erzählerische
Erinnerung wach rufen: Max und Moritz, Helene die Fromme und eben
Wilhelm Busch. Mit diesen Namen stolperten früher Generationen von
Kindern auf dem Schoss ihrer vorlesenden Eltern und Großeltern in
die Welt der Zeichnungen, ja, in eine comic-ähnliche Erzählsprache,
welche mit Witz und Humor in den Herzen blieb. Oder sie wurden gar,
wie die Verfasserin dieses Textes, einst in eine
Wilhelm-Busch-Grundschule eingeschult, wo der Humor dazu gehörte -
der trockene und der feine!
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Eine Wandgestaltung im Museum - Wilhelm Busch-Ausstellung im LA8
Pressefoto: Helga Waess aus der Ausstellung im LA 8 |
Sprüche, die den Erziehungsprinzipien Rechnung trugen
Es waren, so scheint es uns heute,
immer Sprüche, die der Erziehung Rechnung trugen, wer sie erzählt
bekam, erinnert sich bis ins hohe Alter:
- "Es ist ein lobenswerter
Brauch, wer was Gutes bekommt, der bedankt sich auch!"
oder
- "Enthaltsamkeit ist das Vergnügen an Sachen, welche wir
nicht kriegen!"
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Wilhelm Busch, Max und Moritz, 1863/64 (veröffentlicht 1865),
Bilderhandschrift mit den eingeklebten Zeichnungen,
Bleistift, Buntstift auf Papier
Pressefoto: Helga Waess aus der Ausstellung im LA 8 |
Wilhelm Busch
Wilhelm Busch erblickte am 15. April
1832 in Wiedensahl das Licht der Welt. Einer Welt die ihm viel Humor
abverlangte und der er sein bleibendes humoristisches Gedankengut
schenkte.
Der Maler, Zeichner und Dichter verstarb heute vor 111
Jahren in Hannover.
Wilhelm Busch war 27 Jahre alt als
seine Geschichten in gedruckter Form als Einzelblätter erschienen.
Gut 5 Jahre danach, im Jahr 1864, erschien sein erstes Buch mit dem Titel "Bilderpossen".
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Blick in die Ausstellung mit Wilhelm Buschs Gemälden,
Pressefoto: Helga Waess aus der Ausstellung im LA 8 |
Unvergesslich ist auch Buschs Interpretation der leicht überspannten Frau, bei ihm die Fromme Helene. Sie prägte jenen Spruch, den bis heute fast jeder kennt:
"Es ist ein
Brauch von alters her: Wer Sorgen hat, hat auch Likör."
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Wilhelm Busch, Die fromme Helene mit der Likörflasche,
Entwurf mit Handschrift
Pressefoto: Helga Waess aus der Ausstellung im LA 8 |
Nun
halten wir es hier mit Wilhelm Busch:
- "Dumme Gedanken hat
jeder, nur der Weise verschweigt sie."
Und wie weise mutet
Busch an, wenn er Kritik übt:
- "Was man ernst meint, sagt man
ab besten im Spaß."
Wilhelm Busch dichtete und Zeichnete für sich selbst - zum eigenen Amüsement!
Und das Tat der feinsinnige Wilhelm Busch: er
unterhielt sich selbst! Das eigene Vergnügen, das war der erste, vorrangige Sinn seiner
Bildergeschichten.
Ein Zitat aus dem Jahr 1886, als
Wilhelm Busch in München mit Friedrich August von Kaulbach zusammen
sitzt, bringt die Antriebfeder all seines Zeichnens, Dichtens und Denkens auf den Punkt.
In großen Lettern haben es die
Ausstellungsmacher in Baden-Baden an die Wand geschrieben:
"Dass ich meine Sachen
lediglich und vor allen Dingen zum meinem
rücksichtslosen Plaisir
zurechtgeschustert habe, das ist eben
manchen Leuten nicht begreiflich zu
machen."
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Treppe zum Selbstbildnis in Graublau (1869) , Öl auf Holz,
Museum Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst
Pressefoto: Helga Waess aus der Ausstellung im LA 8 |
Der Maler Wilhelm Busch hat ein Selbstbildnis hinterlassen
Der Maler Wilhelm Busch hat ein
Selbstbildnis hinterlassen, das zwar klein, aber in Öl und mit einer
Portion Schalk in die Welt blickt. In der Ausstellung führt eine
lange Treppe hinauf zu diesem kleinen Konterfeih des großen,
philosphischen Dichters Busch.
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Wilhelm Busch: Selbstbildnis in Graublau (1869) , Öl auf Holz,
Museum Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst
Foto: Helga Waess, Pressefoto aus der Ausstellung im LA 8 |
Der Arbeitsplatz von Wilhelm Busch
Der Zeichner und Dichter saß an einem
kleinen Sekretär, der in Öl gemalt ebenfalls ausgestellt ist. Seine
feine Atmosphäre zeigt, welch kleine Welt jenem Denker-Geist
ausreicht, der für sein ganzes Tun lediglich Feder, Tinte und ein
Blatt Papier braucht.
Er kann mit wenigen Handstrichen eine
ganze Gedankenwelt erschaffen und eine gesamte Außenwelt
interpretieren.
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Gemälde von Wilhelm Busch "Mein Stubenplatz in Wiedensahl", 1853,
Öl auf Papier/Pappe, Wilhelm Busch - Deutsches Museum für Karkatur und Zeichenkunst,
Hannover / Foto: Helga Waess, Pressefoto aus der Ausstellung im LA 8 |
Fragt man sich, wer Wilhelm Busch im
20. Jahrhundert geworden wäre, so könnte er sich mit Loriot gut
verstanden haben - das wäre seine Liga!
Heute wird Wilhelm Busch häufig als
der "Vater des Comics" bezeichnet, aber, dem ist nicht so.
Gefühlt vielleicht! Aber wissenschaftlich gesehen hat die
Comic-Forschung hier ganz andere Wurzeln lokalisiert. Der Katalog zur
Ausstellung gibt genauere Auskunft.
Diese schöne Ausstellung im LA8 ist ein "... Projekt der Grenkestiftung mit freundlicher Unterstützung des Museums Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst" aus Hannover - eben jenem Ort, in dem Busch vor 111 Jahren die Augen schloss.
AUSSTELLUNGs-Empfehlung
Wilhelm Busch
Bilder und Geschichten
bis 03. März 2019
LA 8. Museum für Kunst und Technik des 19.
Jahrhunderts
Das LA 8 befindet sich übrigens im
Innenhof des 1820 bis 1822 errichteten klassizistischen Palais der
Schwedischen Königin Friederike, die eine badische Prinzessin war.
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LA8 in Baden-Baden, Foto: Helga Waess |