UNESCO Immaterielles Kulturerbe
Die Bundesweite UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes wurde durch sieben Neuaufnahmen ergänzt - Hebammenkunst und Bauhüttenwesen sind für 2019 nominiert
Die UNESCO-Kommission nimmt in Deutschland sieben Kulturtraditionen in die Liste des Immateriellen Kulturerbes auf
Die seit 2003 geführte UNESCO-Liste
des Immateriellen Kulturerbes ist ein wichtiger Förderfaktor für
die kreativen Kultur-Übungen weltweit. Insgesamt sind 176 Staaten der
UNESCO-Konvention beigetreten. Deutschland unterschrieb im Jahr 2013
die Konventions-Vereinbarungen und konnte seitdem 72 Kulturformen und
sieben so genannte „Gute Praxis-Beispiele“ aufnehmen lassen.
Viele Bräuche, Darstellungskünste, Handwerkstechniken und
spezielles Naturwissen der Völker drohten ohne diese Liste in
Vergessenheit zu geraten. Insbesondere, wenn ihre Ausübung durch die
sich verändernden gesellschaftlichen Strukturen und den technischen Einfluss auf den Lebensalltag und die Produktionsbedingungen verloren gehen würden.
Logo der UNESCO für das Verzeichnes des Immateriellen Kulturerbes Copyright: Unesco - Presse |
- Unter diesem Link (PDF) hat die UNESCO das komplette "Bundesweite Verzeichnes Immaterielles Kulturerbe" (German Inventory of Intagible Cultural Heritage) als PDF zum Download bereitgestellt.
Bundesweit wurden sieben Immaterielle Kulturformen in die UNESCO-Liste aufgenommen
- Künstlerische Drucktechniken des Hochdrucks, Tiefdrucks, Flachdrucks, Durchdrucks und deren Mischformen
- Further Drachenstich
- Historisches Dokumentarspiel „Landshuter Hochzeit 1475“
- Spergauer Lichtmeß
- Das Bauhüttenwesen - Weitergabe, Dokumentation, Bewahrung und Förderung von Handwerktechniken und -wissen (= Gutes Praxis-Beispiel)
- Amateurmusikpflege in Baden-Württemberg (= Gutes Praxis-Beispiel)
- Der „Pfingsttanz“ als Basis der kommunalen Entwicklung in der Verbandsgemeinde Mansfelder Grund-Helbra (Gutes Praxis-Beispiel)
2019: Für die Aufnahme-Entscheidung im März nächsten Jahres wurden das Hebammenwesen und die Bauhüttentradition nominiert
Die Hebammenkunst - Ausbildung und Ausübung
Hebammen haben
über Jahrhunderte ihr fundamentales medizinisches, anatomisches und
geburtshilfliches Wissen überliefert.
Das wohl älteste Zeugnis
ihrer Kunst findet sich in einer fünftausend Jahre alten
Tempelmalerei, die eine Drillingsgeburt darstellt. Damals wurde der
ägyptische Sonnengottes Re auf einen Schlag dreifacher Vater.
In
Deutschland gilt die „Berufsordnung für Hebammen“ aus dem Jahr
1452 – aus Regensburg – sowie das „Hebammenlehrbuch“ der
Justina Siegemund aus dem Jahr 1690 als Beginn der ordentlichen
Hebammen-Ausbildung.
Heute
absolvieren Hebammen in Deutschland ihre Ausbildung an einer
Hochschule oder Hebammenschule in insgesamt 1.600 vorgeschriebenen
Theorie- und 3.000 Praxisstunden. Anschließend betreuen sie werdende
Mütter während der Schwangerschaft, Geburt und sind
wichtigste, da oft erste Ansprechpartner für die Nachsorge im
Anschluss.
Prof. Dr. Christoph Wulf, der
Vorsitzende des Expertenkomitees Immaterielles Kulturerbe, äußert
sich zu der Nominierung des Hebammenwesens für die UNESCO-Liste:
„Etwa 20.000 Hebammen in ganz Deutschland leisten jeden Tag sehr wertvolle Arbeit. Ihr Wissen und ihre weitreichenden Fähigkeiten sind essenziell für Geburten hierzulande, aber auch in vielen anderen Teilen der Welt. Doch führen heute in Deutschland Überlastung und hohe Haftungsrisiken zu oft schwierigen Arbeitsbedingungen für Hebammen. Mit der Nominierung dieser Kulturform für die internationale UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes wollen wir einmal mehr auf die sehr wertvollen Kompetenzen der Hebammen sowie auf die Notwendigkeit der Erhaltung und Weitergabe ihres Wissens und Könnens aufmerksam machen.“
Das Bauhüttenwesen als erhaltenswertes Immaterielles Kulturerbe
In Bauhütten werden Kompetenzen für
die Bearbeitung von Naturstein tradiert. Immernoch gibt es eine
Bauhütte am Ulmer Münster oder am Kölner Dom. Hier wird der
Ursprungszustand der verarbeiteten Steine rekonstruiert, restauriert
und Schützenswertes erhalten.
Das Wissen der Steinbearbeitung wird
aber auch weiterentwickelt und nachfolgenden Generationen vermittelt.
Verzeichnis des Bundesweiten Immateriellen Kulturerbes der UNESCO
Weitere Informationen zum Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes finden sich unter diesem Link zur UNESCO-Kulturerbeliste mit Suchfunktion
Aus der Vielzahl der Nationalen Kulturellen Errungenschaften wird durch die UNESCO-Kommission jedes Jahr eine Auswahl getroffen, um den Kulturellen Reichtum weltweit zu dokumentieren. International stehen bisher 470 immaterielle Kulturformen den UNESCO-Listen.
(HW)