Dienstag, 4. April 2017

Starnberger See - Loriots Gästebuch

Buchtipp: Loriot, Gästebuch entstand im Haus am Starnberger See

Loriot! "Früher war mehr Lametta!"

Loriot, einer der großen Zeichner und berühmtesten Humoristen Deutschlands


Loriot wohnte am Starnberger See - hier empfing er auch seine Gäste. Die sich für sein Gästebuch ablichten ließen.
Andere lassen ihre Gäste einen schlauen Vers ins Gästebuch schreiben, Loriot wollte - nicht ohne Schalk im Nacken - ihr Bild festhalten: sie schauen ernst oder lächeln, sind spontan lustig oder unsicher, posieren mit geknickten Beinen und leeren Schnapsflaschen, oder mit Mops, Kind und Zigarette. Walter Giller steht 1968 neben der Säule auf dem Kopf und Nadja Tiller stabilisiert seine Haltung.
Berühmt, gefürchtet und belächelt wurde Loriots Gäste-Fotoshooting-Ecke mit Säule und Requisiten, aber an ihr und der Kamera des Gastgebers kam keiner vorbei, so sagt man. Genau diese Foto-Ecke wurde 2013 von den Kuratoren in der Loriot-Ausstellung "Spätlese" im Literaturhaus München nachgebaut. Wie unser Selbstversuchs-Foto hier zeigt:



Selbstversuch in der Gästebuch-Ecke,
im Literaturhaus München 2013
Fotorechte: Helga Waess
Unser 'Selbstversuch (FOTO) mit Ente und Blumen auf Säule und mit Mops-Figur in den Händen' ist hier zu sehen. Es ist verwackelt. Vermutlich musste der fotografierende Ausstellungsbesucher, dem ich spontan mein Smartphone in die Hände drückte, selbst lachen, während er den Auslöser betätigte. - Oder sah er mich so? Ständig in Bewegung! - "Verwackelt? Ach was!", hätte Loriot gesagt und es vermutlich auch so gemeint.

Loriots Gäste im Gästebuch


Der geschätzte Gast solle sich - so war es von Loriot geplant - aus dem Regal ein Requisit aussuchen und sich vom Gastgeber höchstpersönlich fotografieren lassen. So kam es zu ungewöhnlichen Fotos:

  • Rainer Penkert (Schauspieler und Antiquitätenhändler) mit Kaffeemütze auf dem Kopf (1960), 
  • Jürgen von Kornatzki mit Badehose und weißem Oberhemd im Napoleon-Gestus (1968),
  • Manfred und Jutta Schmidt (Karikaturist und Autor mit Frau) sehen durch einen Bilderrahmen (1958), 
  • Horst Buchholz (1958) posiert ebenso 
  • wie Marianne Koch (1958) 
  • und Gustav und Hilda Heinemann (1973). 
Im Jahr 2013 wäre Loriot 90 Jahre alt geworden. Das aus diesem Anlass sein Gästebuch publiziert wurde, hätte ihn gefreut.
Loriot, Gästebuch, Hrsg. Susanne von Bülow, Peter Geyer, OA Krimmel, Diogenes Verlag 2013 - 978-3-257-02122-6

Loriot, einer der großen Zeichner und berühmtesten Humoristen Deutschlands


Loriot, der mit bürgerlichem Namen Vicco von Bülow (1923-2011) hieß, beschrieb in seiner selbstverfassten Vita, seine Lebensleistung: „... Ferner schenkte ich meiner Frau einen Hund und ein Kind. ...“ 
Loriot, einer der großen Zeichner und berühmtesten Humoristen Deutschlands. Er hätte sich amüsiert, dass heute diese Zeilen über ihn geschrieben werden und bestimmt den einen oder anderen Satz hinzugefügt. Durch die Erfindung des Knollen-Nasen-Männchens wurden seine Zeichnungen wiedererkennbar und er berühmt.
Loriot brachte das scheinbar nebensächliche auf den Punkt. Und so enthält der Lebenslauf alle wichtigen Stationen: Er konnte zeichnen und hat es studiert, hatte einen Führerschein und alles andere, was ein Lebenslauf hergeben sollte, wieso sollte der Hund und das Kind als Geschenk an seine Frau nicht ebenso wichtig sein.

Jeder setze seine Prioritäten selbst!

Mops-Porträt, Foto: Helga Waess

MÖPSE waren seine Leidenschaft


Sein großes Thema und seine ganze Tierliebe galt den Möpsen: „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.“ So kommt man aufs Tier.
Der Humorist liebte diese Hunderasse. Er setzte sie in Zeichnungen und Filmsequenzen in Szene. In Loriots Arbeiten nehmen Möpse menschliche Verhaltensweisen an, sie singen oder tanzen Menuett, sie sitzen in einem Tulpenkelch oder werden - wie ein Ei - von einer Ente bebrütet.


„Möpse“ und „Nasenmännchen“


Möpse“ und „Nasenmännchen“ ließen ihn gut leben, den Karikaturisten und Zeichner mit dem ganz eigenen Humor. Aber es gab auch viele Absagen, bevor Loriots Schaffen endlich von Erfolg bekrönt war. Anfangs, als er seine Karikaturen den Magazinen offerierte flatterten die Ablehnungen nur so ins Haus. Begründungen wie weil „nicht jeder seinen Humor“ verstünde, weil er „keine Frauen zeichnen“ könne oder weil die Zeichnungen „zu brutal“ waren, ließen ihn nicht aufhören an seine zeichnerische Arbeit zu glauben.

Loriots geplantes Gästebuch möchte ich all jenen empfehlen, die mehr über den Humoristen erfahren wollen.


Denke ich an Loriot, da fallen mir sofort verschiedene Sprüche ein - wie:
  • „Ein Klavier, ein Klavier, … Mutter wir danken dir!“,
  • „Guten Tag, mein Name ist Lohse, ich kaufe hier ein!“,
  • „Krawel, Krawel!“,
  • „Da habe ich was fürs Leben, … ein Jodel-Diplom“,
  • „Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur blasen kann“,
  • „Mit Ihnen teilt meine Ente das Wasser nicht!“,
  • „Jetzt sei doch mal gemütlich!“,
  • „Früher war mehr Lametta!“,
  • „Sagen Sie jetzt nichts!“,
  • „So nicht! Nicht in diesem Ton!“,
  • „Eben warst du noch Kind und jetzt bist du schon fast erwachsen!“,
  • "... das ist Schurrwolle, reine Schurrwolle! - Und das? - Das ist gestreift! - Ach, das ist gestreift?"
  • „Was ist denn hier los? Der Mann isst!“ - "Ach, was" - „Lassen sie doch mal das Kind vor!“,
  • „Nicht in diesem Ton!“,
  • und „Leben hier überall in den Kellern Männer mit Ihren Eisenbahnen?“.