UNESCO-URKUNDE AN
GENOSSENSCHAFTSVERTRETER
BERLIN: Staatsministerin zeichnet zur Stunde Genossenschaftsidee und -praxis mit UNESCO-Urkunde als Immaterielles Kulturerbe aus
Aufnahme in die internationale UNESCO-Liste für Immaterielles Kulturerbe der Menschheit
Staatsministerin Maria Böhmer
zeichnete heute, am 11. Mai 2017 am Pariser Platz in Berlin die „Idee und Praxis von Genossenschaften“ als
„Immaterielles Kulturerbe“ Deutschlands aus. Die Vertreter
der Deutsche Hermann-Schulze-Delitzsch-Gesellschaft e. V. und der
Deutsche Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft e. V. nahmen die offizielle Urkunde der
UNESCO entgegen. Sie hatten sich maßgeblich an der Nominierung
Deutschlands für die UNESCO-Liste beteiligt. Auf das Betreiben
dieser Gesellschaften wurde die Genossenschaftsidee und -praxis im
November 2016 in die „Internationale Repräsentative Liste des
Immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ aufgenommen.
Berlin, Pariser Platz mit Brandenburger Tor, Foto: Helga Waess, Archiv |
Genossenschaften und der Gedanke der gesellschaftlichen Selbstorganisation
… können als ein Kultur-Modell
bezeichnet werden. Selbsthilfe in Selbstverantwortung stehen hier bei Idee und Praxis im Mittelpunkt.
Weltweit gibt es circa 800 Millionen Genossenschaftsmitglieder - 21
Millionen allein in Deutschland.
Die Idee der Genossenschaften findet sich in mehr 100 Ländern
Zur Urkundenverleihung sagte Staatsministerin Böhmer:
„Ich gratuliere allen Genossenschaftlerinnen und Genossenschaftlern in Deutschland sehr herzlich zur Auszeichnung ihres Wirkens als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit. Die Kulturform der Genossenschaften verbindet uns mit Menschen auf der ganzen Welt. Rund 800 Millionen Menschen in über 100 Ländern sind genossenschaftlich organisiert und setzen sich so für die nachhaltige Entwicklung ihrer Regionen ein. Ich kann mir deshalb gut vorstellen, dass jetzt die Genossenschaften in vielen Ländern beflügelt werden, sich der ersten Eintragung Deutschlands in die UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes anschließen zu wollen.“
Der Vizepräsident der Deutschen
UNESCO-Kommission, Prof. Dr. Christoph Wulf erklärte zu der Aufnahme
der Genossenschaftsidee in die Liste des schützenswerten
„Immateriellen Kulturerbes“:
„Die Genossenschaftsidee und -praxis prägen Deutschland. Genossenschaften bringen Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen und gleichzeitig gemeinsamen Interessen zur Erreichung gemeinsamer Ziele zusammen. Das hat eine starke kulturelle Bedeutung. Ich gratuliere allen Genossenschaften in Deutschland ganz herzlich zur Auszeichnung als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit. Sie zeigen, wie wichtig unser kulturelles Erbe für die gesellschaftliche Entwicklung ist."
Und Dr. Axel Viehweger, Vorsitzender
der Deutschen Hermann-Schulze-Delitzsch-Gesellschaft e.V. betonte:
„In vielen Bildungseinrichtungen wird heute kaum Wissen über die Genossenschaft vermittelt." Man wolle daran arbeiten, dass "Die Genossenschaft ... stärker in der schulischen und universitären Ausbildung verankert ... (werde)."
"Die UNESCO-Anerkennung wird uns dabei helfen. Helfen wird sie uns auch in dem wichtigen Bestreben, bewährte genossenschaftliche Prüfungsprinzipien fortzuführen.“
Der zweite Genossenschaftsvertreter
Werner Böhnke, Vorsitzender der Deutschen
Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft e.V. fügte hinzu:
Die UNESCO-Auszeichnung sei "eine wunderbare Hinführung auf das große Jubiläumsjahr 2018. In diesem Jahr wäre Raiffeisen 200 Jahre alt geworden. Auch dieses Ereignis wird für uns Anlass sein, die Bedeutung der Genossenschaftsidee für Gegenwart und Zukunft herauszustellen.
Im Übrigen ist die Anerkennung durch die UNESCO eine Würdigung all derer, die sich weltweit in Genossenschaften engagieren.“
Tradition RITTERFEST, Foto: Helga Waess (Archiv) |
Immaterielles Kulturerbe
Lebendige Traditionen aus allen
kulturellen Bereichen des menschlichen Miteinanders wie Tanz,
Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Rituale und Bräuche,
Naturwissen und Handwerkstechniken sind Ausdrucksformen Immateriellen
Kulturerbes und beeinflussen Wissen und Können einer Kulturregion.
Kreativität, Erfindergeist und die Weiterentwicklung können
Identität stärken und eine gesellschaftliche Kontinuität
vermitteln. Ihre Tradierung über Generationen hinweg bietet eine
Basis für Neues.
München, Bläser in traditioneller Tracht, Foto: Helga Waess, Archiv |
Seit dem Jahr 2003 hat die UNESCO den
Schutz dieses Erbes, seine Dokumentation und die Unterstützung zum
Erhalt immaterieller Kulturformen auf ihre Liste gesetzt. Eine
stattliche Auflistung von 429 Bräuchen, Darstellungskünsten oder
auch Handwerkstechniken und sogar
Naturwissen der Weltgeschichte wird für
172 Staaten geführt.