Die Münchner Residenz öffnet ihre Pforten für die Highlights des Kunst- und Antiquitätenhandels
Es ist Kunstmesse-Herbst in München.
In der Residenz am Münchner Hofgarten präsentiert sich zum zweiten Mal die Kunstmesse „HIGHLIGHTS Internationale Kunstmesse München“ .
Eingang zur HIGHLIGHTS Internationale Kunstmesse München im Hofgarten der Münchner Residenz Foto: Helga Waess |
Die Residenz, ein Ort lebendiger Geschichte
Stolz flattern die himmelblauen Fahnen
mit dem Schriftzug der HIGHLIGHTS vor dem rechten Seitenflügel der
Residenz im Hofgarten. Besucher strömen dem Eingang zu und man merkt es ist Kunstmesse-Herbst in München. Im Kaiserhof der Residenz stellen in diesem Jahr wieder 50
internationale Kunsthändler museale Exponate aus fast drei
Jahrtausenden aus.
Der Besucher wird in der Residenz Zeuge „lebendiger Geschichte“, so der Hausherr Bernd Schreiber, Präsident der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, im AD Messe-Magazin „Highlights“.
Und so ist es auch. Bereits im
Eingangsbereich überrascht ein riesiger Pferdetorso in Bronze und lädt zum
Betreten des festlich anmutenden, überdachten Innenhofs der Residenz ein.
Wissenschaftliches Kabinett mit Modellen und naturwissenschaftlichen Instrumenten
Bei soviel Kostbarem und Seltsamen
fallen die Kunstkammerobjekte ins Auge, die das Wissenschaftliche
Kabinett Simon Weber-Unger aus Wien mitgebracht hat. Hölzerne
Modelle von Dachstühlen oder auch naturwissenschaftliche Instrumente
des 18. und 19. Jahrhunderts illustrieren anschaulich das, was dereinst
Fortschritt war. Die Forschung und Dokumentation zu den hier
ausgestellten Modellen dürften jeden Wissenschaftshistoriker magisch
anziehen.
Von der Antike bis ZERO
Die Sammler antiker Kulturgüter des Mittelmeerraums finden bei Gordian Weber - Kunsthandel aus Köln - Artefakte antiken Kunstschaffens. Die Außereuropäische Kunst der Antike im Dialog mit der Europäischen Kunst unserer Tage wird von Dierking aus Zürich anschaulich gezeigt: Masken aus Afrika oder Ozeanien werden der Gruppe ZERO gegenübergestellt. Man sollte sich auf die Diskussion einlassen.
Mobiliar und Silber
Mit kostbarem Mobiliar und Silber ist der Bamberger Christian Eduard Franke dieses Jahr dabei. Zusammen mit Baron Seckendorff zeigt er Spitzenstücke europäischer Möbelkunst.
Skulptur - Mittelalter bis Barock
Mittelalterliche Skulptur findet der Sammler bei der Blumka Gallery, die mit einem Relief, das Hans Klocker (+ nach 1500) zugeschrieben ist, aufwartet. In den Gesichtern dieser Geburt Christi sieht man die Verwandtschaft aller anwesenden. Sie zeigen die Bildhauerhandschrift ihres Meisters.
Die Pietà aus Alabaster bei Julius
Böhler hat eine Höhe von nur 31,5 cm und legt die ganze Theatralik
vor, die Wiener Bildschnitzer wie in diesem Fall Johann Baptist
Hagenauer um 1755-60 in ihren Skulpturen inszenierten.
Zu vermuten ist, dass die Bildhauer des
18. Jahrhunderts die Gesichter ihrer eigenen Kinder jenen Putti
gaben, die rund um die Altäre, Kanzeln und Heiligen den
Kirchenhimmel bevölkern. Ignaz Günther stellt seinen kleinen
Engel um 1765 mit 65 cm Höhe in Kleinkinder-Format da. Eventuell saß
dieser Putto einst auf einem Architekturelement und sah zu einer Szene aus
dem Leben Christi oder einem Heiligen auf. Dr. Rainer Jungbauer aus
Straubing präsentiert ihn an seinem Messestand.
Verspielte Putti, einander Huckepack
tragend und aus der Meisterhand von Leonhard Kern um 1650 in
Elfenbein (Höhe 14 cm) geschnitzt, finden sich unter den
Kunstkammerobjekten bei Georg Laue. Hier ist das neue Katalogbuch „Das weiße Gold von Venedig“ zu haben, der X. Band
der Kataloge aus dem Hause Laue.
Fast zur gleichen Zeit, circa 1660, wie
die Huckepack-Putti bei Laue entstand auch das Terrakotta-Relief, von
Tommso Amantini, das Mehringer & Benappi auf der Messe
ausstellen. Es stellt die Heilige Familie mit dem Johannesknaben dar.
Während Joseph im Hintergrund in der Schrift liest und die
thronende Madonna mit dem Jesuskind auf einer von Engeln
getragenen Wolke schwebt, scheint das Kind den in Fell gekleideten
Johannesknaben an den Haaren ziehen zu wollen. Eine sehr bewegte Szenerie. Einen besonders
starken Tiefenzug erreichte Amantini in diesem nur 9 cm tiefen Material dadurch, dass er den Hintergrund
mit weiteren Engeln bevölkerte. Ein feines Hochrelief (54,5 x 40,5 x
9 cm), das man im Detail betrachten sollte.
Gemälde Alter Meister
Betörend sind die musealen Gemälde, die Konrad O. Bernheimer ausstellt. Im Jubiläumsjahr des 150-jährigen Bestehens seiner Kunsthandlung zeigt der Gründer der Highlights an seinem Messestand zum Beispiel ein Ölgemälde von Henri Stresor (um 1613-1679 Paris). Es stammt aus der Sammlung des Kardinals Fesch (bis 1845) und bildet einen „jungen Genießer“ mit dunkler Lockenpracht beim Austern-Essen ab. Die Hand zum Mund führend schauen seine dunkelbraunen Augen den Betrachter direkt an. Ein Blickkontakt, den ein Liebhaber Alter Meister so schnell nicht vergisst.
Daxer &
Marschall bringen einen „Schlafenden Knaben“ von Pietro Antonio Rotari
(Verona 1707-1762 St. Petersburg) aus dem Jahr 1753/1756 mit. Gerade, dass man die Lehne eines barocken Sitzmöbels noch erahnen kann,
scheint dieser junge Mann zurückgesunken eingeschlafen; unwillkürlich möchte man flüstern, so lebensnah mutet dieses 43,5 x 34 cm große Ölgemälde an.
Arbeiten auf Papier und illuminierte Handschriften
Wir können gar nicht alle Kunstwerke beschreiben und alle Händler erwähnen, aber es finden sich noch einige sehr sehenswerte, seltene und gut erhaltene, illuminierte Handschriften des Mittelalters beim Antiquariat Bibermühle. Wir sehen Kunst auf Papier darunter seltenen Zeichnungen bei Katrin Bellinger aus München. Und die Galerie Ludorff aus Düsseldorf hat unter vielem anderen auch eine Picasso-Zeichnung dabei. Verschiedene Galerie zeigen Blumen- und Landschafts-Aquarelle von Emil Nolde, Gemälde von Gabriele Münter oder Zeichnungen von Egon Schiele.
Fine Art Photographie
Interessant ist auch in diesem Jahr wieder die Sparte der Klassischen Photographie, welche die Galerie Stephen Hoffman – Fine Art Photographie mit auf die Messe bringt. Längst hat sich die Photokunst in Museen und Sammlungen etabliert. Die Klassiker des 20. Jahrhunderts dürfen dabei nicht fehlen. Hier fällt das Photo „Trees in Snow St. Moritz“ von Alfred Eisenstaedt aus dem Jahr 1947 auf: es zeigt zwei Bäume im Gegenlicht vor eingeschneiter Berg-Kulisse. Sie werfen ihre Schatten nach vorne in den sanft die Natur verhüllenden Schnee. Ihre mit Eis umhüllten Kronen werden vom Sonnenlicht gläsern umspielt. Ein wahres Highlight sind bei Hoffman auch die New York-Photographien von Andreas Feininger. Sie gehören längst zu den Ikonen der Photogeschichte und damit zum Photogedächtnis des 20. Jahrhunderts. Es sind Aufnahmen, an denen man sich nicht satt-sehen kann.
Die Galerie F5,6 hat mit Ferenc Berko
„Bombay“ einen Klassiker von 1939 dabei. Die Galerie Johannes
Farber bringt Ernst Haas mit einer Arbeit von 1981 mit, die „Cosmos“
heißt und eine Blüte vor Schwarz im Morgentau zeigt.
Die Photo-Galerie von Blanca Bernheimer präsentiert auf
dem Gemeinschaftsstand mit Bernheimer Old Masters ebenfalls Fine Art
Photography. Christopher Thomas' (Jahrgang 1964) Photographien auf
großen Bütten-Blättern bringen, in verschiedenen Motiven, durch das
Träger-Material eine nicht zu definierende Weichheit ein, so dass der Betrachter sich
zunächst vor einer Zeichnung glaubt.
Heinz Mack „Objekte des Lichts im Raum“
Und zuguter Letzt wird der Bogen bis in unsere Zeit gespannt, der über 80-jährige Künstler Heinz Mack, der Mitbegründer der Gruppe ZERO, lässt seine Skulpturen durch Lichtspiegelungen neue Dimensionen ergreifen. Der Betrachter beschreitet neue Sinnes-Felder. In den 60er/70er Jahren noch verhöhnt, schnellen heute die Preise für ZERO-Künstler in die Höhe. Wohl dem, der Schlüsselwerke dieser Zeit gesammelt hat. „Objekte des Lichts im Raum“ sind klar strukturierte Arbeiten.
Beck & Eggeling bringen ZERO auf die Highlight-Messe und schließen damit das Zeitfenster der Kunst bündig ab.
HIGHLIGHTS
Eine Gesamtschau der Künste in der Münchner Residenz
Eine äußerst sehens- und erlebenswerte Gesamtschau der Künste, die zum Besuch der Galerien anregt, denn auf der Messe gab es ja nur eine kleine Auswahl zusehen.
Eine kurze Geschichte der HIGHLIGHTS Internationalen Kunstmesse München
Mit den „Munich Highlights“ im Jahr 2003 begann die Geschichte der HIGHLIGHTS genannten und von Konrad Bernheimer und Georg Laue organisierten "Internationalen Kunstmesse München".
Zunächst wurde die Kunstmesse "Munich Highlights" in den Räumen der Kunsthändler rund um den Odeonsplatz in München veranstaltet. Man gab internationalen Kollegen damals in den eigenen Räumen Ausstellungsflächen und lud die Sammler zu einen Rundgang durch Galerien und Kunsthandels-Geschäfte ein.
Im Jahr 2010 war es endlich soweit:
Mit 52 internationalen Kunsthändlern präsentierte sich die erste „HIGHLIGHTS Internationale Kunstmesse München“ im Haus der Kunst, jenem Standort an dem auch die allererste "Kunstmesse München" 1956 begonnen hatte.
Im letzten Jahr fand die HIGHLIGHT-Kunstschau erstmals und mit großem Erfolg in der Residenz am Hofgarten statt.
Zunächst wurde die Kunstmesse "Munich Highlights" in den Räumen der Kunsthändler rund um den Odeonsplatz in München veranstaltet. Man gab internationalen Kollegen damals in den eigenen Räumen Ausstellungsflächen und lud die Sammler zu einen Rundgang durch Galerien und Kunsthandels-Geschäfte ein.
Im Jahr 2010 war es endlich soweit:
Mit 52 internationalen Kunsthändlern präsentierte sich die erste „HIGHLIGHTS Internationale Kunstmesse München“ im Haus der Kunst, jenem Standort an dem auch die allererste "Kunstmesse München" 1956 begonnen hatte.
Im letzten Jahr fand die HIGHLIGHT-Kunstschau erstmals und mit großem Erfolg in der Residenz am Hofgarten statt.
Fotos und Text: Dr. Helga Wäß
Residenz am Hofgarten, Foto: Helga Waess |
HIGHLIGHTS Internationale Kunstmesse München