Alte Pinakothek zeigt eine bedeutende Neuerwerbung
Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen haben ein herausragendes Gemälde aus dem frühen 16. Jahrhundert erworben - Der Ankauf des Kunstwerks von Hans Baldung Griens 'Maria als Himmelskönigin' für den Bereich der Altdeutschen Malerei der Alten Pinakothek ist etwas ganz Besonderes
Ab dem 05. Juni ist die bedeutende Neuerwerbung im Rahmen der Sammlungspräsentation „Wie Bilder erzählen - Storytelling von Albrecht Altdorfer bis Peter Paul Rubens“ in der Alten Pinakothek zu sehen (ENGLISH)
München. Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen haben ein herausragendes Gemälde aus dem frühen 16. Jahrhundert erworben: Hans Baldung Griens „Maria als Himmelskönigin“. Es war eines der letzten noch in Privatbesitz befindlichen Gemälde dieses faszinierenden Künstlers der Dürerzeit. Es gelang mit den Mitteln der Pesl-Stiftung Bayern, der Ernst von Siemens Kunststiftung und dem Pinakotheks-Verein das Werk anzukaufen. Diese Medieninformation, aus der wir unten zitieren, erreichte die Redaktion des Kunst-Kultur-Blogs gestern. Schön, dass die Sammlung erweitert werden konnte! Wir freuen uns mit der Sammlungsleitung und auf die Präsentation des Gemäldes im Rahmen der Ausstellung "Wie Bilder erzählen ... " ab Juni 2025.
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Alte Pinakothek unten Rechts - Collage mit Pinakothek der Moderne, Foto: Helga Waess (Pressefotoarchiv) |
Der Künstler Hans Baldung, genannt Grien (1484/85-1545) ist einer der bedeutendsten und zugleich stilistisch eigenwilligsten und originellsten Künstlern der Renaissance nördlich der Alpen
Er kam aus der Nürnberger Werkstatt Albrecht Dürers und ließ sich 1509 in Straßburg nieder. Aus seiner Werkstadt kommen eine Bandbreite an kleinformatigen Andachtsbilder, Altarretabel und Bildnisse, aber auch mythologischen und allegorischen Darstellungen. Seine profanen, neuartigen Bildthemen zeigen neben der Kenntnis der etablierten Bildtradition, die Einflüsse humanistischen Gedankenguts auch zeitgenössische theologische Diskurse.
Das nun für München neu erworbene Gemälde „Maria als Himmelskönigin“
Es kann aus stilistischen Gründen in die Zeit um 1516/18 eingeordnet werden. In diesen Jahren entstand auch der Hochaltar des Freiburger Münsters für Grien ein prestigeträchtiger Großauftrag. Danach kehrte er nach Straßburg zurück. Es ist daher vermutlich eine der frühesten Auseinandersetzungen des Künstlers mit dem Thema im Medium der Tafelmalerei.
Die Staatsgemäldesammlungen beschreiben in ihrer Pressemeldung das Gemälde wie folgt:
Über mögliche Auftraggeber beziehungsweise Käufer ist nichts bekannt, doch dürfte das Bild sich an ein anspruchsvolles und gebildetes Publikum wie Juristen oder Kleriker gerichtet haben. Dabei kombiniert er die Darstellung der gekrönten Himmelskönigin mit der einer Maria lactans, der stillenden Muttergottes. Neben der hohen malerischen und koloristischen Qualität, die für sich genommen den Ankauf für die Alte Pinakothek rechtfertigen würde, zeigt das auf den ersten und flüchtigen Blick vermeintlich traditionell wirkende Bild exemplarisch Baldungs besondere Fähigkeit zu eigenständigen, von gängigen Mustern abweichenden und dabei inhaltlich anspruchsvollen Bilderfindungen:
So kontrastiert Baldung einerseits die idealschöne, mit ihren fein gelockten Haarsträhnen durchaus sinnliche Mariengestalt mit einem mit geradezu zupackendem Realismus gegebenem Säugling, der hungrig und ganz irdisch an der Brust der Mutter trinkt. Gleichzeitig sorgt der hauchzarte, transparente und von der Bügelkrone Mariens in einem weiten Bogen herabwehende Schleier – ein malerisches Bravourstück – für eine sinnfällige Verbindung beider Figuren, indem er sich mit dem Windeltuch des Jesuskindes zu vereinen scheint und so sinnfällig wie beifällig auf die doppelte Natur des Jesuskindes hinweist.
Doppeldeutig erscheint auch die fahle, in ihrer Helligkeit mehrfach abgestufte Scheibe hinter dem Kopf der Maria: Einerseits als Heiligenschein lesbar, hat sie zugleich den Charakter einer übernatürlichen Lichterscheinung, die erneut auf die göttliche Natur Christi wie auch die Aufnahme Mariens in himmlische Sphären bezeugt. Damit erweist sich die Darstellung als überzeitliche Vision, die sich vor den Augen der Betrachtenden ereignet, worauf auch die wie geblendet wirkende, fast karikaturartig und in Grisaillemalerei ausgeführte Engelsfigur zur linken Seite der Muttergottes anzuspielen scheint.
Mit diesem bedeutenden Ankauf kann eine bestehende Lücke der Sammlung auf höchstem Niveau geschlossen werden!
Ein kleinformatiges Andachtsbild des Künstlers fehlte bisher in der Alten Pinakothek.
Gleichzeitig fügt sich das Bild so nahtlos in die bestehende Sammlung – eine der größten und zugleich bedeutendsten dieser Art überhaupt – ein, dass es fast wie für diesen Ort geschaffen scheint. Ankäufe dieser Qualität sind nicht nur seltene Glücksfälle, sondern angesichts der Preise auf dem internationalen Kunstmarkt eigentlich unmöglich. Dies unterstreicht die überragende Bedeutung der zukünftig dauerhaft zur Verfügung stehenden Unterstützung der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen durch die Pesl-Stiftung Bayern, durch die sich zukünftig in dieser Hinsicht ganz neue Möglichkeiten eröffnen.
Baldungs „Maria als Himmelskönigin“ besitzt eine gut dokumentierte und sogar illustre Provenienz
- Nachdem es 1907 aus Basler Privatbesitz in das Fürstlich Hohenzollern‘sche Museum in Sigmaringen gelangt war, wurde es 1928 vom jüdischen Lederwarenfabrikanten Robert von Hirsch, einem begeisterten und passionierten Kunstsammler, für dessen Privatsammlung in Frankfurt erworben. Beraten vom damaligen Direktor des Städelschen Kunstinstituts, Georg Swarzenski, trug Robert von Hirsch eine der bedeutendsten Privatsammlungen der Weimarer Republik mit Schwerpunkt auf Kunst und Kunsthandwerk des Mittelalters und der Renaissance zusammen.
- Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten gelang es Robert von Hirsch, bereits 1933 nach Basel zu emigrieren, wobei er auch seine Kunstsammlung in die Schweiz ausführen konnte (ein von ihm als Gegenleistung unter Zwang an Hermann Göring abgetretenes Cranach-Gemälde wurde nach Kriegsende an ihn restituiert). Nach seinem Tod im Jahr 1977 wurde, wie testamentarisch bestimmt, die komplette Sammlung Robert von Hirschs 1978 in London versteigert, wobei zahlreiche Werke ihren Weg in die Sammlungen bedeutender deutscher wie internationaler Museen fanden.
- Nach über 30 Jahren in einer deutschen Privatsammlung gelangte Baldungs „Maria als Himmelskönigin“ 2012 in amerikanischen Privatbesitz, woher die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen das Gemälde unter Vermittlung des New Yorker Kunsthändlers Nicolas Hall nun erwerben konnten.
Das Gemälde wurde im Zuge der Neuerwerbung eigens neu gerahmt
Die Pesl-Stiftung Bayern ermöglichte nach intensiver Recherche großzügig den Erwerb eines ästhetisch perfekt passenden und zeitgenössischen historischen Profilrahmens (Deutschland um 1500-1550, Nussbaumholz, mit Schellack gefasst) bei Knoell Rahmen, Basel.
Ab dem 05. Juni ist diese bedeutende Neuerwerbung im Rahmen der Sammlungspräsentation „Wie Bilder erzählen"
Storytelling von Albrecht Altdorfer bis Peter Paul Rubens“ in Saal XII in den Sonderausstellungsräumen im Erdgeschoss West der Alten Pinakothek zu sehen, wo sie ihren ersten Auftritt im Kontext der Sammlung erhalten wird.
Markus Blume, Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Freistaat Bayern:
„Himmlischer Zuwachs für Bayern: Hans Baldung Griens 'Maria als Himmelskönigin' wird Münchnerin! Dass wir dieses herausragende Werk der Altdeutschen Malerei dauerhaft in der Alten Pinakothek bestaunen können, verdanken wir maßgeblich dem Wirken von Maja und Rudolf Pesl. Ohne viel Aufsehens hat das Ehepaar Pesl Münchens Kunstwelt mit leiser Stimme laut geprägt, es hat Bayerns Kunstsammlungen bereits in der Vergangenheit fantastische Schätze beschert. 'Maria als Himmelskönigin' ist die erste von der Pesl-Stiftung Bayern maßgeblich mitgeförderte Erwerbung für die Alte Pinakothek - aber längst nicht die Letzte. Die Pesl-Stiftung wird auch in Zukunft Ankäufe für die Alte und Neue Pinakothek sowie das Bayerische Nationalmuseum ermöglichen. Unsere Dankbarkeit gebührt auch zwei weiteren starken Partnern - der Ernst von Siemens Kunststiftung und dem Pinakotheks-Verein, die bei diesem Ankauf wieder großzügige Unterstützung geleistet haben. Mäzenatentum hat in Bayern große Tradition - darauf sind wir stolz! Gemeinsam machen wir große Kunst möglich!“
Dr. Thomas Weckbach, Vorsitzender des Stiftungsrates der Pesl-Stiftung Bayern:
„Der Ankauf von Hans Baldungs „Maria als Himmelskönigin“ ist ganz im Sinne des Stifters, der durch den engen Stiftungszweck die nachhaltige Förderung der Museen mit Ankäufen höchster Qualität gesichert wissen wollte. Er ergänzt die Sammlung nicht nur, sondern wird sie bereichern. Ein derart herausragendes Werk erwerben zu können, ist ein seltener Glücksfall. Dies zu ermöglichen war uns Verpflichtung und Freude zugleich.“
Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung:
„Ein Ankauf der Superlative: Hans Baldung ein kreativer, gebildeter Renaissancemensch hat der Himmelskönigin eine malerisch perfekte, farblich beeindruckende, göttliche und sinnliche Erscheinung verliehen. Kompliment an die Wissenschaftler der Staatsgemäldesammlungen, die den Erwerb mutig betrieben haben und die Mitförderer, die einmal mehr zeigen, wie wichtig privates Engagement für unsere Museen ist. “
Elisabeth Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein, Vorsitzende des Pinakotheks-Vereins:
„Der Pinakotheks-Verein, getragen von großem bürgerschaftlichen Engagement, freut sich, gemeinsam mit den beiden Stiftungen diesen bedeutenden Ankauf für die Alte Pinakothek ermöglicht zu haben. “
Anton Biebl, Interimistische Leitung der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen:
„Der Ankauf des Kunstwerks von Hans Baldung Griens 'Maria als Himmelskönigin' für den Bereich der Altdeutschen Malerei der Alten Pinakothek ist etwas ganz Besonderes. Dafür danke ich der
Pesl-Stiftung, der Ernst von Siemens Kunststiftung und dem Pinakotheks–Verein sehr.
Den heutigen Tag können wir aus einem noch anderen Grund besonders feiern, da wir von nun an die Pesl-Stiftung als weiteren wichtigen Partner an der Seite der Alten Pinakothek wissen. Diese Partnerschaft wird es uns ermöglichen, eine Erwerbungs–Strategie zu entwickeln, um so die weltberühmte Sammlung auf höchstem Niveau zu verdichten.“
Bayerische Staatsgemäldesammlungen -Alte Pinakothek München
Öffnungszeiten: - Täglich außer Montag von 10.00 - 18.00
- Dienstags und Mittwochs von 10.00 - 20.00
- Montags geschlossen
- Täglich außer Montag von 10.00 - 18.00
- Dienstags und Mittwochs von 10.00 - 20.00
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